Kanzlerin dringt auf schnellen Strom-Netzausbau Merkel dämpft Erwartungen an Weltklimakonferenz

Berlin · Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die Erwartungen an die Weltklimakonferenz im südafrikanischen Durban gedämpft. "Wir wissen, dass die Schwellenländer zurzeit nicht bereit sind, bindende Reduktionsverpflichtungen im Bereich der CO2-Emission einzugehen", sagte Merkel in ihrem Podcast. Auch bei der wichtigen Frage der Verlängerung des Kyoto-Protokolls seien leider keine Fortschritte zu erwarten.

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Foto: dpa, Adrian Bradshaw

Vorankommen könne man in Durban aber bei der Finanzierung bestimmter Umweltschutzprojekte. "Es geht darum, dass das Waldmanagement auf der Welt verbessert wird." Denn Wälder seien wichtige Speicher für Kohlendioxid.

Auf dem Weltklimagipfel verhandeln seit Montag Vertreter von rund 200 Staaten über Wege zur Reduzierung der klimaschädlichen Treibhausgase. Mit einem Durchbruch wird kaum noch gerechnet. Nach dem Scheitern in Kopenhagen 2009 und den kleinen Fortschritten im mexikanischen Cancun im vergangenen Jahr setzt die Europäische Union nun zumindest auf einen Fahrplan für ein Abkommen.

Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin kritisierte Merkels Äußerungen. "Merkel gibt auf, ohne je gekämpft zu haben", teilte Trittin mit. Dies sei angesichts eines von Wissenschaftlern als "monströs" bezeichneten Anstiegs von Kohlendioxid in der Atmosphäre absolut unverantwortlich. Trittin warf der Bundesregierung vor, sie selbst blockiere in der Europäischen Union ein unkonditioniertes Minderungsziel des Ausstoßes von Treibhausgasen um 30 Prozent bis 2020. "Wer vorher blockiert, kann jetzt nicht auf Fatalismus machen."

Merkel drängte in ihren Video-Podcast zugleich auf einen beschleunigten Ausbau der Strom-Netze in Deutschland, um die angestrebte Energiewende ohne Atomstrom zu bewältigen. "Wir müssen darauf achten, dass die erneuerbaren Energien auch wirklich dort ankommen, wo sie gebraucht werden. Und das bedeutet neue Infrastruktur", sagt Merkel. Sie fordere alle Menschen auf, den Ausbau dieser Infrastruktur nicht zu verhindern.

(REU)
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