Indien Mehr als eine halbe Milliarde Menschen haben gewählt

Neu Delhi · Die größte Demokratie der Welt hat gewählt. Mehr als eine halbe Milliarde Menschen hat in den vergangenen Wochen abgestimmt - das ist in jeder Hinsicht ein neuer Rekord. Die Prognosen sehen einen klaren Sieger.

Indien: Wahlen in der größten Demokratie der Welt
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Noch nie haben bei einer demokratischen Wahl so viele Menschen abgestimmt wie bei der Parlamentswahl in Indien. Mehr als eine halbe Milliarde Menschen wählten in den vergangenen fünf Wochen die Kandidaten für das nächste indische Unterhaus. Auch die Wahlbeteiligung erreichte ein Rekordhoch: Sie lag nach Angaben der Wahlkommission vom Montag bei 66 Prozent. Das Ergebnis wird am Freitag bekanntgegeben.

Prognosen - die bei den vergangenen beiden Wahlen extrem unzuverlässig waren - sagen einen Machtwechsel in Neu Delhi voraus. Die derzeit regierende Kongresspartei stürzt demnach auf ein historisches Tief ab. Viele Wähler zeigten sich wütend über die hohe Inflation, das schwächelnde Wirtschaftswachstum und die zahlreichen Korruptionsskandale des vergangenen Jahrzehnts.

Stärkste Partei wird laut den Befragungen nach der Stimmabgabe die Hindu-nationalistische BJP (Bharatiya Janata Party/Indische Volkspartei). Eine vom Sender Times Now in Auftrag gegebene Prognose, für die eine halbe Million Wähler befragt wurden, sieht die BJP mit ihren Bündnispartnern bei 249 bis 262 Sitzen, andere Umfragen sagten sogar eine absolute Mehrheit voraus. Für eine absolute Mehrheit sind 272 der 543 Abgeordneten nötig.

Am letzten Wahltag waren alle Blicke auf Varanasi gerichtet, der heiligsten Stadt der Hindus am Fluss Ganges. Dort trat BJP-Spitzenkandidat Narendra Modi, der als haushoher Favorit für das Amt des Premierministers gilt, als Direktkandidat an. Modi versprach den Wählern im Land den Bau von Straßen und Elektrizitätswerken sowie die Schaffung neuer Jobs. Allerdings wird ihm auch eine politische Mitverantwortung für ein Massaker an mehr als 1000 Muslimen in seinem Bundesstaat Gujarat vorgeworfen.

Arvind Kejriwal, der Chef der neuen Antikorruptionspartei AAP (Aam Aadmi Party/Partei des kleinen Mannes) wollte Modi den symbolträchtigen Sitz in Varanasi streitig machen. Die AAP konnte mit ihrem sauberen Image in den vergangenen Monaten zahlreiche Unterstützer im ganzen Land für sich gewinnen. Mit dem Erstarken der AAP wurde aus dem bisherigen politischen Zweikampf ein Dreikampf.
Doch auch die zahlreichen Regionalparteien könnten später bei der Regierungsbildung noch eine entscheidende Rolle spielen.

Die Wahlbeteiligung lag über der im bisherigen Rekordjahr 1984, als 64 Prozent abstimmten. Insgesamt kamen 541 Millionen Bürger in die Wahllokale. "Die Menschen gingen eifrig wählen, weil sie hoffen, die Regierung ändern zu können", sagte Sanjay Kumar, Direktor des Zentrums für Studien von Entwicklungsgesellschaften in Delhi. Außerdem sei die bisher eher politikmüde Mittelschicht durch soziale Medien und die Hoffnung auf einen radikalen Wandel durch die AAP aktiv geworden.

Ein Sprecher der hindu-radikalen Freiwilligenorganisation RSS sagte, auch die bis zu zehn Millionen RSS-Unterstützer hätten zahlreiche Wähler mobilisiert. Indiens Präsident Pranab Mukherjee hingegen stimmte - einer alten Tradition folgend - nicht ab. Mukherjee sei als Staatsoberhaupt politisch neutral, sagte sein Sprecher.

(dpa)
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