Wirbel um Feier in Tschetschenien MDR-Fernsehballett tanzte für Diktator

Berlin (RPO). Mitglieder des berühmen Fernsehballetts des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) haben an der Party anlässlich des 35. Geburtstags des umstrittenen tschetschenischen Präsidenten Ramsan Kadyrow teilgenommen. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International ist empört.

 Der tschetschenische Republikchef, Ramsan Kadyrow, steht wegen schwerer Menschenrechtsverletzungen international in der Kritik.

Der tschetschenische Republikchef, Ramsan Kadyrow, steht wegen schwerer Menschenrechtsverletzungen international in der Kritik.

Foto: EPA, dpa

"Ja, wir waren mit sechs Tänzern in Grosny", bestätigte der Geschäftsführer des Ballett-Ensembles, Bodo Bergmann, der "Bild am Sonntag". Die Balletttänzer waren demnach über den Zauberkünstler Jan Rouven für die Feier in der tschetschenischen Hauptstadt gebucht worden und standen gemeinsam mit dem Illusionisten auf der Bühne.

Die Show-Nummer wurde live im russischen Fernsehen übertragen. Anschließend berichteten Tänzerinnen des MDR-Balletts laut "BamS" auf Facebook über den Auftritt und stellten Erinnerungsfotos aus Grosny ins Internet.

Peter Franck von der Menschenrechtsorganisation Amnesty International nannte den Auftritt des Fernsehballetts bei Machthaber Kadyrow "fatal". Er verletze "auf das Schwerste die Menschenrechte", sagte Franck der "BamS". "Eine Beteiligung an seiner Geburtstagsfeier trägt zur Stabilisierung dieses Unrechtssystems bei."

Kadyrow hatte in der vergangenen Woche mit großem Pomp seinen Geburtstag gefeiert. Der für seinen ausschweifenden Lebensstil bekannte Politiker, dessen Milizen Morde und Entführungen vorgeworfen werden, hatte für die Feierlichkeiten zahlreiche internationale Stars eingeladen, neben US-Schauspielerin Hilary Swank waren auch ihre Schauspieler-Kollegen Jean-Claude Van Damme und Kevin Costner vor Ort.

Offiziell sollte mit der Party ein Neubaukomplex in der noch immer vom Krieg gezeichneten Hauptstadt Grosny eingeweiht werden. Swank entschuldigte sich inzwischen für ihre Teilnahme an der Party in Grosny. Sie bedaure es "zutiefst, an diesem Event teilgenommen zu haben", erklärte die Oscar-Preisträgerin am Freitag.

(AFP/csi)
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