Nach Verlusten in Makijiwka Russischer Generalleutnant räumt Fehler ein

Moskau · In der Silvesternacht haben Raketen eine russische Militärbasis in Makijiwka getroffen. Das russische Verteidigungsministerium räumt Fehler ein, macht aber die Soldaten selbst für den Angriff verantwortlich - und der Unmut im Land wächst.

Arbeiter räumen Trümmer nach einem ukrainischen Raketeneinschlag in der von Russland besetzten Stadt Makijiwka weg.

Arbeiter räumen Trümmer nach einem ukrainischen Raketeneinschlag in der von Russland besetzten Stadt Makijiwka weg.

Foto: dpa/Uncredited

Nach den ukrainischen Angriffen auf eine russische Militärunterkunft in Makijiwka im Gebiet Donezk hat das russische Verteidigungsministerium erstmals Fehler eingeräumt. Generalleutnant Sergej Sewrjukow bestätigte in Moskau der Nacht zum Mittwoch entsprechende Berichte aus staatlichen russischen Medien, die Soldaten für die „Tragödie“ verantwortlich machten. Demnach sei die ukrainische Seite auf den Standort der russischen Truppen aufmerksam geworden, weil die Soldaten in der Neujahrsnacht trotz eines Verbots massenhaft ihre Mobiltelefone benutzt hätten.

Die Untersuchungen liefen zwar noch, aber so viel zu den Hintergründen sei schon klar, sagte Sewrjukow. „Dieser Faktor hat es dem Gegner ermöglicht, die Richtung zu bestimmen und die Koordinaten der Lage der Soldaten zu orten, um den Raketenschlag zu vollziehen.“ Gegenwärtig werde dafür gesorgt, dass sich das nicht wiederhole. Zudem würden die schuldigen Diensthabenden zur Verantwortung gezogen.

Das Verteidigungsministerium in Moskau korrigierte zudem die Zahl der getöteten eigenen Soldaten um mehr als 20 auf 89 nach oben. Die Männer und auch der stellvertretende Kommandeur seien nach dem Raketenschlag in der Neujahrsnacht in den Trümmern des eingestürzten Gebäudes aus Stahlbeton gefunden worden, teilte Generalleutnant Sergej Sewrjukow in Moskau in der Nacht zum Mittwoch mit. Zuvor war von 63 Toten die Rede gewesen. Die Ukraine hatte von 400 Toten und 300 Verletzten in Makijiwka gesprochen.

In Talkshows des vom Kreml kontrollierten russischen Fernsehen wurden am Dienstag ebenfalls überraschende Eingeständnisse gemacht. Einige Gäste sprachen von Verlusten und davon, wie unvorbereitet das russische Militär sei. Allerdings wurde dort gleichzeitig die Ansicht verbreitet, dass der Plan einer Expansion wichtiger sei als das eigene Leben.

Russlands Präsident Putin äußerte sich bislang nicht öffentlich zu dem Raketenangriff in Makijiwka. Nach Angaben des Kreml ordnete Putin das Verteidigungsministerium an, russischen Filmemachern bei der Produktion von Dokumentarfilmen zu helfen, die den Krieg so darstellen, wie es die Regierung wünscht, und russische Soldaten als Helden einer „Spezialoperation“ inszenieren.

Der Vorfall in Makijiwka löste in Russland unterdessen auch im Internet Kritik an der Militärführung aus, auch von Nationalisten, die Moskaus Einsatz in der Ukraine befürworten. Mehrere russische Militärkorrespondenten - deren Einfluss im Land zuletzt gewachsen ist - sprachen von hunderten möglichen Opfern. Sie warfen ranghohen Militärkommandeuren vor, nicht aus früheren Fehlern gelernt zu haben. Es gab zudem Berichte, wonach die Soldaten in der Nähe eines Munitionsdepots einquartiert wurden, welches bei dem Angriff explodierte.

Mehrere gegenüber dem Einsatz positiv eingestellte Kommentatoren stellten zudem die von Moskau zunächst angegebene Zahl von 63 Toten infrage, die ihrer Meinung nach zu niedrig angesetzt war. Berichten zufolge waren viele der Toten Reservisten, die erst kürzlich eingezogen worden waren.

Auch in der Vergangenheit gab es immer wieder Berichte über folgenreiche Fehler von russischen Kommandeuren in diesem Krieg. Die ukrainische Führung betonte wiederholt, dass die „Dummheit des Feindes“ es dem Militär leicht mache, Erfolge zu erzielen. Kremlchef Wladimir Putin musste in dem von ihm am 24. Februar begonnenen Einmarsch in die Ukraine schon zahlreiche Niederlagen hinnehmen.

(peng/dpa/AFP)
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