Angeblich mit dem Verbrechersyndikat verstrickt Mafia-Killer belastet Berlusconi

Rom (RPO). Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi hat derzeit an zahlreichen Fronten zu kämpfen. Nach Sex-Affäre und Korruptionsärger steht nun auch noch Ärger mit der Mafia ins Haus. Ein mehrfacher Mafia-Mörder belastete Berlusconi am Freitag als Zeuge in einem Gerichtsverfahren schwer.

Mafia-Killer Gaspare Spatuzza sagte vor Gericht gegen Silvio Berlusconi aus.

Mafia-Killer Gaspare Spatuzza sagte vor Gericht gegen Silvio Berlusconi aus.

Foto: AFP, AFP

Sein damaliger Boss habe ihm 1993 von einem Bündnis mit Berlusconi berichtet, so die Aussage des zu lebenslanger Gaft verurteilten Mafiosi. Berlusconi würde der Mafia nicht näher genannte "Unterstützung" gewähren, das Verbrechersyndikat wiederum dem angehenden Politiker bei Wahlen helfen, sagte Gaspare Spatuzza.

Einige Monate nach dem angeblichen Treffen ging der Medienmogul in die Politik und wurde 1994 zum Regierungschef gewählt. Sowohl Berlusconi als auch sein langjähriger Gefolgsmann Senator Marcello Dell'Utri, um den es in dem Berufungsverfahren geht, haben die Anschuldigungen als lächerlich zurückgewiesen und jegliche Verbindungen zur Mafia zurückgewiesen.

Dell'Utri wurde 2004 wegen Verbindungen zur sizilianischen Mafia zu neun Jahren Gefängnis verurteilt. Berlusconi ist in den Prozess, der am Freitag über zwei Stunden hinweg vom Sender Sky TV live übertragen wurde, offiziell nicht involviert. Die Staatsanwaltschaft hat in der vergangenen Woche klargestellt, dass gegen den Premier nicht ermittelt werde.

Spatuzza sagte am Freitag, sein Boss Giuseppe Graviano habe ihm 1993 bei einem Treffen in Rom von dem Bündnis berichtet, bei dem Dell'Utri als Mittelsmann fungiert habe. "Graviano sagte mir, wir hätten alles bekommen, was wir wollten, dank der Seriosität dieser Leute", berichtete der Zeuge. "Sie haben das Land praktisch in unsere Hand gelegt."

"Diese Dinge sind absurd"

Dell'Utri, der lange Manager in Berlusconis Medienimperium war, sagte anschließend vor Journalisten, es handele sich um eine Verschwörung gegen Berlusconis Regierung. "Ich kenne diese Leute nicht", sagte er über Spatuzza und Graviano. "Diese Dinge sind absurd."

Berlusconis Sprecher sagte am Freitag, Spatuzza werde immer noch von der Mafia kontrolliert und solle dabei helfen, den Kampf der Regierung gegen das Verbrechen zu schwächen. Berlusconi hat Spatuzzas Angaben bereits als lächerlich zurückgewiesen. Er sei die Person, die "am weitesten entfernt von der Mafia ist im Hinblick auf Charakter, Sensibilität, Mentalität, Bildung, Kultur und politisches Engagement", sagte der Regierungschef.

Berlusconi war dieses Jahr in einen Sexskandal verwickelt, bei dem unter anderem mehrere junge Frauen von Partys bei Berlusconi berichteten. Eine Edel-Prostituierte, Patrizia d'Addario, verbrachte nach einem der Feste nach eigenen Angaben die Nacht bei Berlusconi. Der Regierungschef sagte, er habe nie für Sex bezahlt, er sei aber "kein Heiliger". Berlusconis Frau Veronica Lario hat sich im Frühjahr wegen dessen Vorliebe für junge Frauen von ihrem Mann getrennt und will sich scheiden lassen.

(AP/pst)
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