Frauen an der Spitze Macht mit Stil

Düsseldorf (RP). Weltweit stehen elf Frauen an der Spitze eines Staates, davon sechs Präsidentinnen und fünf Regierungschefinnen - Tendenz steigend. Die Macht wird weiblich. Das verspricht einen neuen Stil, modisch - und vielleicht auch politisch.

Macht mit Stil
10 Bilder

Macht mit Stil

10 Bilder

Früher waren Krone und Zepter, Reichsapfel und Hermelin-Mantel die sichtbaren Zeichen staatlicher Autorität - bei Königen und Königinnen gleichermaßen. Heute ist bei den Männern als Dress Code dunkler Anzug und Krawatte angesagt. Die neuen, selbstbewussten Frauen an den politischen Schaltstellen kommen modisch mit sehr viel mehr Vielfalt daher. Wer die Bilder von Frankreichs sozialistischer Hoffnungsträgerin Ségolène Royal anschaut, sieht: Politikerinnen geizen nicht länger mit ihren Reizen, sie sind körperbewusst, setzen modische Trends.

Alle schwärmen von ihrer Weiblichkeit und meinen damit natürlich ihren Familiensinn, ihr Votum für mehr Mutterschaftsurlaub oder ihren Mut zu emotionalen Ausbrüchen. Doch sie sehen auch die sexy Schnürstiefel von Madame Royal, die in Frankreich in kürzester Zeit ausverkauft waren, ihre zarten Nylon-Strümpfe, die zierlichen Kostüme und dekolletierten Kleidchen ihres Lieblingsdesigners Paule Ka.

Die attraktive 53-Jährige, die sich anschickt, Präsidentin zu werden, scheut sich nicht davor, gezielt ihre femininen Vorzüge ins Spiel zu bringen. Sie hat das Zeug zur Stil-Ikone, ist auf Wirkung bedacht. So ist es nur konsequent, dass die Mutter von vier Kindern ihr Haar nicht streng zum Zopf zusammenbindet, sondern offen trägt und ins Gesicht fallende Strähnen keck zurückstreicht.

Kanzlerin Merkel im kritischen Blick

Selbst wenn sie sich nicht gern in Schale wirft, wird kaum eine Schale so scharf beobachtet wie die von Kanzlerin Merkel. Wie ihre Kolleginnen in den wichtigsten Staaten der westlichen Welt pflegt sie inzwischen ihren eigenen Stil - politisch und modisch. Jede von ihnen - Amerikas Nancy Pelosi, Julia Timoschenko, Condoleezza Rice, Hillary Clinton oder eben Ségolène Royal - ist erkennbar an unverwechselbaren weiblichen Insignien.

Kaum eine Politikerin hat sich optisch so gewandelt wie Angela Merkel. Wie oft wurde sie für ihren zu uneleganten Auftritt gescholten. Das änderte sich, als sie die Hamburger Designerin Bettina Schoenbach zu ihrer Stylistin machte. In deren auf Figur geschneiderten Hosenanzügen sieht die sachliche, weniger aufs Sinnliche setzende erste Frau im Land pragmatisch-schnörkellos aus - aber auch staatstragend und schick. Macht macht elegant. Doch die Macht der Mode wurde so nicht zur Mode der Macht. Als weibliches Markenzeichen hat die mittlerweile perfekt toupierte Kanzlerin die Halskette erkoren. Das wirkt verbindlich und verbindend wie ihr direkter und offener Gesprächsstil.

Was bei Englands konservativ gepanzerter Ex-Premier Margret Thatcher die Handtasche und bei Ex-US-Außenministerin Madeleine Albright die Brosche war, ist das Geschmeide für Merkel. Mal sind es Perlen oder Edelmetall, und je bedeutender der Anlass, desto gewichtiger wird der Anhänger. Schmuck als Symbol der Macht. Davon hatten Indira Gandhi oder Golda Meir noch keine Ahnung.

"Topmoderne" Condoleezza Rice

Condoleezza Rice dagegen flirtet gern mit der neuesten Mode. Stilsicher beherrscht die Republikanerin das Spiel der Farben, wählt je nach Anlass schmeichelndes Schokobraun oder auffälliges schwarz-weißes Tuch von Akris aus der Schweiz, Rena Lange aus München oder von Chanel. Nie ohne mein Kostüm ist ihre Devise. Doch trotz eindeutig femininer Zutaten (schmaler Rock und hochhackige Pumps) fällt die erste schwarze Frau im US-Außenministerium unterkühlt-streng aus dem Rahmen.

Nicht ohne ihren Anzug geht die als Mrs. Tadellos bezeichnete Nancy Pelosi aus dem Haus. Die Italo-Amerikanerin, fünffache Mutter, vierfache Großmutter, die als erste Frau in der amerikanischen Geschichte zum Präsidenten des Repräsentantenhauses gewählt wurde, hat längst ihren Schneider gefunden: Giorgio Armani. Seine eleganten Zweiteiler, die die schlanke 66-Jährige mit der Haarspray-Frisur staatstragend wie eine Rüstung trägt, signalisieren Weichheit und Strenge zugleich.

Flanellgrau kommt gut zur Geltung

In der Hierarchie rangiert die liberale Demokratin, die erst mit Ende 40 in die Politik ging, gleich hinter dem Präsidenten und dem Vizepräsidenten. Da kommen bei der Ernennung zur wichtigsten Frau des Landes würdiges Flanellgrau gut zur Geltung und der praktische Anzug als demokratischer Gleichmacher ohnehin. Er wirkt wie eine Uniform, sendet die Botschaft: Ich bin der Boss, schaut mir ins Gesicht. Unter den drei Starfrauen der US-Machtelite ist Nancy Pelosi, was ihre Kleidung angeht, die Konservative.

Auch die als kühl und berechnend geltende Hillary Clinton hat sich als First Lady im Hosenanzug ins Gedächtnis der Welt geschrieben. Sie hat gern die Hosen an, aber dabei gelernt, dass Frauen in der Politik den Einfluss des Getragenen nicht unterschätzen sollten. Wenn sie sich als Präsidentschafts-Kandidatin durchsetzt, lenken ab 2009 womöglich zwei Frauen die Geschicke der USA - im Anzug und auf hohen Absätzen, dem weiblichen Super-Signal.

Ob sie dann, wenn sie Macht haben, anders als die Männer Weltpolitik machen, steht auf einem anderen Blatt.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort