US-Sender zeigt Aufnahmen aus Tripolis Lockerbie-Attentäter dem Tod nahe

Tripolis (RPO). Seine Person barg das größte Konflikt-Potenzial zwischen den USA und Libyen: Abdelbasset Ali Mohammed el Megrahi, der Lockerbie-Attentäter. Nun hat ihn ein US-Reporter aufgespürt - in einer Villa in Libyen. Demnach ringt Megrahi mit dem Tod, wird lediglich von seiner Familie gepflegt. Der Bericht zeigt: Die Zeiten, als er von den Libyern als Held gefeiert worden war, sind längst vorbei.

2009: Gaddafi empfängt den Lockerbie-Attentäter
6 Bilder

2009: Gaddafi empfängt den Lockerbie-Attentäter

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Der US-Sender CNN zeigte jetzt Aufnahmen von einer Villa in Tripolis, in der Megrahi seit seiner Entlassung leben soll. Das Haus wird von sechs Kameras bewacht, es gibt Flutlicht. Nach einiger Zeit wird der US-Reporter tatsächlich eingelassen und bekommt jenen Mann zu Gesicht, der für das Bombenattentat auf eine Pan-Am-Maschine über dem schottischen Lockerbie im Jahr 1988 verurteilt worden war. Damals waren 270 Menschen ums Leben gekommen, die meisten davon US-Bürger.

Megrahi liegt in einem Krankenbett, neben ihm sitzt seine Mutter. Laut dem CNN-Bericht liegt er im Koma, ist dem Tod nahe. Die ganze Familie ist im Raum, pflegt ihn nach eigenen Angaben allein. Er bekomme, so sein Sohn Khaled el Megrahi, Sauerstoff und werde intravenös ernährt. "Keiner hat uns dabei beraten", erklärt er und ergänzt: "Hier war kein Arzt. Es gibt niemanden, den wir fragen können. Wir haben keinen Telefonanschluss hier, um irgendjemanden anzurufen.

Immer Unschuld beteuert

Was von den Erzählungen tatsächlich stimmt, ist schwer nachzuvollziehen — auch angesichts der Tatsache, dass das Haus sicherheitstechnisch sehr gut ausgestattet ist. Dass dort allerdings ein Mann liegt, der nicht mehr lange zu leben hat, wird angesichts der Bilder deutlich. Und so könnte die Frage, wer denn das Attentat von Lockerbie in Auftrag gegeben hat, möglicherweise nie beantwortet werden.

Megrahi selbst hatte immer wieder seine Unschuld beteuert - auch nach seiner Entlassung im Jahr 2009. Damals hatte ihn Schottland, wo er acht Jahre wegen des Attentats im Gefängnis saß, aus humanitären Gründen entlassen. Ärzte hatten bei ihm Prostata-Krebs diagnostiziert und ihm nur noch drei Monate zu leben gegeben.

Bei seiner Ankunft in Libyen - die Staatschef Muammar al Gaddafi ganz nach seinen Maßstäben propagandamäßig inszenierte und ihn feiern ließ wie einen Helden - hatte der Attentäter erklärt, er wolle Beweise für seine Unschuld vorlegen. Gekommen ist es dazu nie. Allerdings hatte erst im Februar dieses Jahres der frühere libysche Justizminister Mustafa Abdel Dschalil, heute Chef des Nationalen Übergangsrates der Rebellen, Gaddafi selbst für den Anschlag verantwortlich gemacht.

Megrahi wird nicht ausgeliefert

Die schwedische Zeitung "Expressen" hatte Dschalil damals mit den Worten zitiert: "Ich habe Beweise, dass Gaddafi den Befehl zu Lockerbie gegeben hat." Aber auch diese Beweise lassen auf sich warten. Allerdings haben die Rebellen im Moment auch mit ganz anderen Problemen zu kämpfen, wollen sie doch erst den Mann zu Fall bringen, nach dem alle suchen: Gaddafi selbst.

Megrahi wird diesen Tag womöglich nicht mehr erleben. Sein Sohn sagte CNN, keiner weiß, wie lange er noch leben wird. Ob im Gefängnis in Schottland oder in Tripolis, er würde so oder so sterben.

Fest steht auch, dass ihn die Rebellen trotz Forderungen etwa aus den USA nicht ausliefern werden. Der Justizminister der Rebellen hatte erklärt, dass kein libyscher Staatsbürger ausgeliefert werde und Megrahi somit auch nicht ins Ausland abgeschoben werde. Angesichts der Bilder, die CNN veröffentlichte, ist es auch kaum vorstellbar, dass das überhaupt möglich ist.

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