Kommt die 66-Jährige ins oberste Gremium? Liu Yandong ist die mächtigste Frau Chinas

Peking · Der Ständige Ausschuss des Politbüros trifft in China die wichtigsten Entscheidungen. Und er ist – wie Chinas Politik selbst – von Männern dominiert. Wenn der Volkskongress der Kommunistischen Partei nun die Führungsspitze neu bestimmt, könnte sich das aber ändern. Denn eine Frau hat die Chance, in das Gremium aufzusteigen.

Xi Jinping – Chinas neue Nummer eins
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Der Ständige Ausschuss des Politbüros trifft in China die wichtigsten Entscheidungen. Und er ist — wie Chinas Politik selbst — von Männern dominiert. Wenn der Volkskongress der Kommunistischen Partei nun die Führungsspitze neu bestimmt, könnte sich das aber ändern. Denn eine Frau hat die Chance, in das Gremium aufzusteigen.

Liu Yandong ist die einzige Frau in Chinas 24-köpfigem Politbüro. Während die Männer der Führungsriege des Landes oft gleichförmig wirken, sticht die 66-Jährige schon rein äußerlich heraus. Denn meist trägt sie ein blaues Kostüm, während die Herren in dunklen Anzügen den Sitzungen folgen.

Nun hat sie die Chance, in das höchste Gremium Chinas aufzusteigen, den Ständischen Ausschuss. Das wäre ein Novum in der Geschichte des Landes. Doch ob ihr der Aufstieg wirklich gelingt, da sind die Experten gespalten. Denn zum einen war sie im Gegensatz zu vielen Top-Politikern nie Gouverneurin in einer chinesischen Provinz, zum anderen soll der Ausschuss auch sieben statt bislang neun Mitglieder haben.

Experten gespalten

"Sie wird definitiv nicht unter den sieben sein," sagt etwa Scott Kennedy, Professor für chinesische Politik an der Universität von Indiana, der "Washington Post". Sie sei vor allem wegen ihres Geschlechts und nicht wegen ihrer bisherigen Leistungen in das Politbüro gewählt worden.

Falls sie in den Ausschuss gewählt werden würde, so Leta Hong, Doktorantin an der Universitöät von Tsinghua, gegenüber cnn.com, wäre das ein Meilenstein für die chinesische Politik. "Es wäre ein Indiz dafür, dass die chinesische Führung bereit ist, einer Frau wirkliche Macht zu geben", sagt sie.

Bo Zhiyue, Professor an der Universität von Singapur, sagte dem britischen "Telegraph": "Sie hat einen großen Vorteil: Sie hat sehr gute Verbindungen" — und zwar zu allen anderen Top-Führern des Landes, darunter dem scheidenden Präsidenten Hu Jintao.

Und Professor David Greenaway, Vize-Kanzler an der Universität von Nottingham, sagte der Zeitung, Liu sei mental hart, abernicht der Typ, der sich nach vorn schieben wolle. "Das ist ein Vorteil im chinesischen System. Sie ist die mächtigste Frau in China, aber sie hat nie etwas dafür getan, das zu werden."

Aus einer Politikerfamilie

Liu stammt, wie viele politische Führer in China, aus einer Familie, die eng mit der kommunistischen Revolution verbunden ist. Sie wurde in Nantong im Osten des Landes geboren. Ihr Vater war selbst in der Politik und wurde später Minister. Sie studierte Chemie an der Tsinghua University, genau wie Hu Jintao.

Danach arbeitete sie in einer Chemiefabrik, bevor sie sich in den 80er Jahren voll und ganz der Politik widmete. Der kommunistischen Partei war sie mit 19 Jahren beigetreten. Mit ihrem Mann hat sie eine erwachsene Tochter, die laut dem "Telegraph" einige Jahre in den USA verbrachte.

Die "Washington Post" charakterisiert sie als eine Frau, die es genau wie Ministerpräsident Wen Jiabao schaffe, mit Erfolg an die Massen zu appellieren. Aber dennoch, kaum ein Experte bezeichnet sie als die Frau, die für ihre politischen Fähigkeiten bekannt ist, sondern eher durch ihre Beziehungen in alle politischen Ebenen. Ob ihr das hilft, auch ins oberste Gremium des Landes aufzusteigen, wird sich in der kommenden Woche zeigen.

(das)
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