Mijailovic soll in Psychiatrie kommen Lindh-Mörder muss nicht in Haft

Stockholm (rpo). Der Mörder von Schwedens Außenministerin Anna Lindh muss nicht lebenslang hinter Gitter. Das Gericht hob am Donnerstag die Haftstrafe für Mijailo Mijailovic auf.

Der Mord an Anna Lindh erschüttert Schweden und die Welt
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Foto: Fotos AP

Er wird in eine psychiatrische Einrichtung überwiesen. Ein Berufungsgericht in Stockholm bestätigte am Donnerstag das Mordurteil gegen Mijailo Mijailovic, hob die in der ersten Instanz verhängte lebenslange Gefängnisstrafe aber auf. Je nachdem, wie die Therapie verläuft, könnte Mijailovic aber dennoch für den Rest seines Lebens hinter Gittern bleiben. Staatsanwältin Agneta Blidberg erklärte, sie akzeptiere das Urteil.

Das Gericht urteilte einstimmig, es sei nach Befragung mehrerer Experten eindeutig, dass Mijailovic "eine traumatisierte Person mit ernsthaften psychologischen Problemen" sei. Er leide unter einer Persönlichkeitsstörung, dem Borderline-Syndrom. Gleichzeitig zeigten die Richter überzeugt, dass der 25-Jährige wusste, was er tat, als er Lindh in einem Kaufhaus niederstach. Besonders nach dem Attentat habe er "sehr rational und gelassen gehandelt", heißt es in dem Urteil. Falls Mijailovic während der Tat tatsächlich Stimmen gehört habe, wie er vor Gericht ausgesagt hatte, so sei er von diesen nicht beherrscht worden.

Verteidiger Peter Althin hatte argumentiert, sein Mandant sei von den eingebildeten Stimmen, darunter der von Jesus, zu dem Attentat getrieben worden. Außerdem stand Mijailovic zur Tatzeit unter Einfluss von Antidepressiva. Obwohl das Berufungsgericht die Verurteilung wegen Mordes nicht aufhob, zeigte sich Althin mit der Entscheidung vom Donnerstag zufrieden. Es hätte ihn aber auch gewundert, wenn das Gericht nach den psychiatrischen Gutachten keine Therapie angeordnet hätte, sagte der Anwalt.

Bereits im erstinstanzlichen Verfahren hatte eine Psychiaterin Mijailovic für psychisch gestört erklärt, unter Verweis auf seine Schuldfähigkeit aber trotzdem eine Gefängnisstrafe empfohlen. Der Gutachter im Berufungsprozess erklärte dagegen, der 25-Jährige sei schwer geisteskrank und müsse in eine geschlossene Klinik eingewiesen werden.

Mijailovic hatte Lindh am 10. September vergangenen Jahres mitten in einem Kaufhaus niedergestochen, ein politisches Motiv ließ sich nicht ausmachen. Der grausame Tod der populären Außenministerin, die als künftige Regierungschefin gehandelt worden war, löste in Schweden große Bestürzung aus.

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