Verhandlung vor UN-Sondergericht Liberia: Prozess gegen Ex-Präsident Taylor

Den Haag (RPO). Vor einem Sondergericht der Vereinten Nationen in Den Haag hat am Montag der Kriegsverbrecherprozess gegen den früheren liberianischen Präsidenten Charles Taylor begonnen. Der 2003 gestürzte Staatschef und frühere Warlord muss sich wegen seiner Gräueltaten im benachbarten Sierra Leone verantworten. Er hat jede Schuld zurückgewiesen. Bei einer Verurteilung droht ihm lebenslange Haft.

Der Prozess wurde aus Angst vor neuen Unruhen in Westafrika in die Niederlande verlegt. Der heute 59-jährige Taylor muss sich dort unter anderem wegen Mordes, Vergewaltigung, der Rekrutierung von Kindersoldaten und weiterer Verbrechen gegen die Menschlichkeiten verantworten. Ihm wird vorgeworfen, die Rebellen der Revolutionären Vereinigten Front (RUF) in Sierra Leone unterstützt zu haben. Diese töteten und verstümmelten zehntausende Menschen während des bis 2002 dauernden zehnjährigen Bürgerkriegs.

Liberia selbst will auf ein Strafverfahren gegen Taylor verzichten und sich stattdessen auf den Wiederaufbau des ebenfalls vom Bürgerkrieg zerstörten Landes konzentrieren. Taylor führte 1989 seine Nationale Patriotische Front (NPFL) gegen den liberianischen Militärmachthaber Samuel Doe in den Kampf. Der Bürgerkrieg tobte bis 1996.

Im Jahr darauf wurde Taylor zum Präsidenten gewählt, Menschenrechtlern zufolge verhalfen ihm Einschüchterung und Druck zum Sieg. Zwei Jahre später flammten die Kämpfe wieder auf. 2003 schließlich flüchtete Taylor ins nigerianische Exil, im März 2006 wurde er in sein Heimatland abgeschoben und an das UN-Sondertribunal in Sierra Leone überstellt.

(ap)
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