Wahlkampf geht in heiße Phase Le Pen und Sarkozy - Frankreichs neue Rechte?

Paris (RPO). In Frankreich geht der Wahlkampf in die heiße Phase. Wieder im Rennen: Der rechtsextreme Jean-Marie Le Pen. Der 78-Jährige will seinen Erfolg von 2002 wiederholen und die Stichwahl erreichen. Dafür verzichtet er sogar auf rechtsradikale und antisemitische Parolen. Der konservative Spitzenkandidat Nicolas Sarkozy fällt unterdessen durch rechte Töne auf. Kritiker werfen ihm vor, auf ein Bündnis mit Le Pen zu spekulieren.

Auszüge: Chiracs TV-Ansprache
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Foto: AFP

Sein liberaler Rivale François Bayrou warf Sarkozy am Freitag "gezielte und wiederholte Ausrutscher" vor, um sich Le Pens Front National anzunähern. Der sozialistische Ex-Premier Michel Rocard forderte eine Allianz zwischen seiner Parteifreundin Ségolène Royal und Bayrou, um die Wahl Sarkozys und "die Koalition zwischen Nicolas Sarkozy und Jean-Marie Le Pen" zu verhindern. Ein Sarkozy-Vertrauter regte eine Wahlrechtsreform an, die der FN zugute käme.

Sarkozys rechte Hand, Brice Hortefeux, schlug vor, 60 der 577 Sitze in der Nationalversammlung per Verhältniswahlrecht zu bestimmen. Von dieser Änderung würde die FN profitieren. Der Rechtsextremen-Führer Le Pen sagte, dies komme "Brosamen" gleich, "die man zum Ende des Wahlkampfs gibt". Die FN käme damit gerade einmal auf zehn Sitze. Nach einer vorübergehenden Änderung des Wahlrechts war die FN nur 1986 bis 1988 mit 35 Abgeordneten in Fraktionsstärke im Parlament vertreten gewesen.

Für Sarkozy könnten FN-Wähler in der Stichwahl der beiden Bestplatzierten der ersten Runde wichtig werden, wenn Le Pen ausscheidet. Laut Umfrageinstituten ist mindestens ein Drittel von ihnen bereit, dann für Sarkozy zu stimmen.

Bayrou warf Sarkozys gezielte Ausrutscher vor, um sich Le-Pen-Wähler gewogen zu machen. So ließen die Aussagen zur Nazi-Vergangenheit "schaudern". Damit schiebe der Konservative die Verbrechen Hitlers allein den Deutschen zu. Sarkozy hatte unter anderem gesagt, das im Zweiten Weltkrieg von den Deutschen besetzte Frankreich müsse angesichts seiner Geschichte nicht erröten. Sein Volk habe "keinen Völkermord begangen" und "nicht die Endlösung erfunden".

Der jetzige Europaabgeordnete sprach sich für eine Art Ampelkoalition aus: Vereint mit den französischen Grünen, bildeten die "sozialdemokratische Linke und das demokratisch-soziale Zentrum eine Mehrheit im Lande". Innerhalb von zwei Wochen könne daraus eine Mehrheit entstehen. Die Sozialisten und Bayrous Zentrumspartei UDF hätten bei den drängendsten Themen ähnliche Prioritäten und dieselben Werte, betonte Rocard.

(afp)
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