Rechtsextremistin will Sarkozy nicht helfen Le Pen empfiehlt den weißen Zettel

Paris · Rückschlag für Nicolas Sarkozy im französischen Präsidentschaftswahlkampf: Die rechtsextreme Marine Le Pen verweigert ihm die Unterstützung. Ihren Anhängern legte sie am Dienstag nahe, stattdessen ein Protestvotum abzugeben.

 Marine Le Pen will die französische Rechte spalten.

Marine Le Pen will die französische Rechte spalten.

Foto: afp, KENZO TRIBOUILLARD

Trotz einer beeindruckenden Großkundgebung am Tag der Arbeit erlitt der französische Präsident damit bei seinem Werben um zusätzliche Wähler einen empfindlichen Rückschlag.

Wenige Tage vor der Stichwahl für das Präsidentenamt am Sonntag rief die Rechtsextreme Marine Le Pen ihre Anhänger indirekt zu einem Protestvotum gegen beide Kandidaten auf. Der Sozialist François Hollande liegt in allen Umfragen deutlich vor Sarkozy.

Le Pen, die in der ersten Wahlrunde fast 18 Prozent erzielt hatte, machte vor mehreren tausend Anhängern in Paris zwar deutlich, dass ihre Wähler "frei" und bei der Stichwahl nur ihrem "Gewissen" verpflichtet seien. Sie selbst werde aber einen "weißen" Stimmzettel als Zeichen des Protests gegen beide Kandidaten abgeben. Weder Sarkozy noch Hollande hätten Vertrauen oder Mandat verdient. Beide würden ihre Versprechen nicht halten und das Volk verraten, beide stünden für "falsche Hoffnung" und "neue Enttäuschung".

Für einen Sieg am Sonntag müsste Sarkozy wohl mindestens 70 Prozent der Anhänger der Rechtsextremen auf seine Seite ziehen. Bei seinem umstrittenen "echten Fest der Arbeit" am Trocadero-Platz in der Nähe des Eiffelturmes machte der Präsident, der von 200.000 Teilnehmern bei seiner Kundgebung sprach, die Verteidigung von Arbeitsplätzen gegen Dumping aus Billiglohn-Ländern zu einem zentralen Thema. Wenn sich seine Regierung in der Krise nicht gekümmert hätte, dann wäre Frankreich jetzt in einer Situation wie Spanien, sagte Sarkozy.

Der Amtsinhaber hatte wenige Tage vor der Stichwahl erstmals zu einer Gegenkundgebung zu den traditionellen 1.-Mai-Demonstrationen der Gewerkschaften aufgerufen. Die Gewerkschaften, die seine Veranstaltung als Provokation und als Versuch kritisiert hatten, die Arbeitnehmerschaft zu spalten, griff der Präsident frontal an: "Legen Sie die roten Fahnen nieder und dienen Sie Frankreich!" Es sei nicht Aufgabe der Gewerkschaften, Politik zu machen, fügte er hinzu. Bei der traditionellen Mai-Demonstration der Gewerkschaften in Paris zogen nach Angaben der Polizei fast 50.000 Menschen durch die Innenstadt.

Der sozialistische Favorit Hollande hatte auf eine eigene Großkundgebung in Paris als Antwort auf Sarkozys "echtes Fest der Arbeit" verzichtet. Er hielt sich am Dienstag stattdessen im zentralfranzösischen Nevers auf, um des 1993 verstorbenen sozialistischen Premierministers Pierre Bérégovoy zu gedenken. Hollande warnte Sarkozy dort davor, den 1. Mai zu einem Kampf "gegen die Gewerkschaften" zu machen. Er wolle die Franzosen zusammenführen, Sarkozy hingegen "spalte", sagte der sozialistische Präsidentschaftskandidat.

(AFP)
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