Israel Lautes Autoradio löst Unruhen aus

Akko (RP). Ausgerechnet am Jom Kippur, dem jüdischen Versöhnungsfest, eskalierten die Spannungen zwischen Israels jüdischer Bevölkerungsmehrheit und der großen arabischen Minderheit (20 Prozent der Bevölkerung) zu heftigen Krawallen in der uralten Stadt Akko am Mittelmeer.

Krawalle in Akko
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Am Samstag wurden zwei Häuser von Arabern in Brand gesetzt, wie die Polizei mitteilte. Zu Schaden kam niemand. Seit israelische Araber am Mittwoch die Feierlichkeiten zum jüdischen Jom-Kippur-Fest störten, ist es in der historischen Kreuzfahrerstadt immer wieder zu Unruhen gekommen. Dabei wurden Geschäfte verwüstet und Autos beschädigt.

Am Freitagabend marschierten hunderte jüdische Anwohner durch die Straßen und riefen "Tod den Arabern". Die israelischen Behörden riefen zur Ruhe auf. Zugleich wurde Verstärkung für die Polizei nach Akko entsandt. Bis Samstag wurden zwölf mutmaßliche Randalierer in Gewahrsam genommen und acht weitere unter Hausarrest gestellt. Akko ist eine der wenigen Städte in Israel, in denen Juden und Araber in unmittelbarer Nachbarschaft zusammenleben.

Auslöser war eine Nichtigkeit. Ein arabischer Autofahrer fuhr aus der historischen (arabischen) Altstadt zu einem Verwandten in einem jüdischen Viertel im Osten der Stadt nahe des Bahnhofes. Er soll dabei sein Autoradio auf volle Lautstärke gedreht haben. Jüdische Jugendliche fühlten sich provoziert, griffen ihn an; und plötzlich strömten immer mehr Araber und Juden zusammen, bis sich Hunderte eine Straßenschlacht lieferten.

Die zahlenmäßig hoffnungslos unterlegene Polizei bemühten sich Stunden vergeblich, die Streithähne zu trennen. Doch nach Ende des Jom Kippur, Donnerstagnacht, flackerten die Unruhen fast in gleicher Stärke wieder auf. Hitzköpfe auf beiden Seiten riefen ihre Leute auf, sich zu bewaffnen. In Sprechchören forderten Juden "Tod den Arabern", Araber skandierten "Juden schlachten".

Die Polizei nahm bisher zwölf Personen, meist Araber, fest, weitere sollen folgen. Da weitere Unruhen am Wochenende befürchtet werden, stationierte die Polizei 700 Mann an allen strategisch wichtigen Punkten in der Stadt. Auch an anderen jüdisch-arabischen Berührungs- und Reibungspunkten im ganzen Land, namentlich in Jerusalem, ging die Polizei in Stellung.

Vor allem rechtsstehende jüdische Politiker sprachen von einem arabischen Pogrom und forderten härtestes Durchgreifen. Der Fußballverband sagte alle Spiele in Akko und Umgebung ab, der Stadtrat von Akko das Theaterfestival während des am Dienstag beginnenden einwöchigen jüdischen Laubhüttenfestes.

mit Material von AP

(RP)
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