Nachwahlen in Großbritannien Labour-Partei setzt Talfahrt fort

Mit einem blauen Auge kam die Labour-Partei bei Parlamentsnachwahlen in Großbritannien davon. Doch eine Hochburg musste sie abgeben.

 Labour-Parteichef Jeremy Corbyn verlässt am sein Haus in London. Bei Nachwahlen in Großbritannien hat die zerstrittene Labour-Partei in Copeland gegen die regierenden Konservativen verloren. Dagegen konnte sich Labour in Stoke-on-Trent gegen die rechtspopulistische Ukip-Partei behaupten.

Labour-Parteichef Jeremy Corbyn verlässt am sein Haus in London. Bei Nachwahlen in Großbritannien hat die zerstrittene Labour-Partei in Copeland gegen die regierenden Konservativen verloren. Dagegen konnte sich Labour in Stoke-on-Trent gegen die rechtspopulistische Ukip-Partei behaupten.

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Die britische Opposition kommt nicht aus der Krise: Bei Nachwahlen in England hat die zerstrittene Labour-Partei eine ihrer Hochburgen verloren. Zugleich konnte sie aber den besonders umkämpften Wahlkreis Stoke-on-Trent verteidigen.

In Copeland unterlag die linksgerichtete Partei erstmals seit 1935 den Konservativen. Labour-Chef Jeremy Corbyn sagte am Freitag, er sei "tief enttäuscht". Er sehe aber keinen Grund zurückzutreten.

Die konservative Premierministerin Theresa May beglückwünschte ihre Partei. Seit 35 Jahren habe es keine Regierungspartei geschafft, bei einer Nachwahl der Opposition einen Sitz abzuringen.

Trudy Harrison besiegte mit 13.748 zu 11.601 Stimmen ihre Labour-Gegnerin Gillian Troughton. Die Konservative sprach von einem "wirklich historischen Ereignis". Die Menschen fühlten sich von Corbyn nicht repräsentiert. Auch seine kritischen Äußerungen zur Atomenergie hätten ihm Stimmenverluste eingebracht, sagte Harrison.
Im Wahlkreis arbeiten viele Menschen für die Atomanlage Sellafield.

Die Labour-Partei hatte Umfragen zufolge zuletzt stark an Wählergunst eingebüßt. Sie hatte sich gegen den Brexit positioniert, in vielen traditionellen Labour-Hochburgen stimmte jedoch eine große Mehrheit für den Austritt aus der Europäischen Union.

Im wirtschaftlich schwer angeschlagenen Stoke-on-Trent gelang es Labour hingegen, die rechtspopulistische Ukip-Partei zu schlagen. Der Abstimmung in der Stadt war eine Signalwirkung zugeschrieben worden.
Ukip litt zuletzt unter Querelen in der Führungsriege. Außerdem hat die Partei mit dem geplanten Brexit ihr wichtigstes Thema an die regierenden Konservativen verloren.

Stoke-on-Trent ist seit Jahrzehnten in Labour-Hand und gilt als "Brexit-Hauptstadt Großbritanniens". Fast 70 Prozent hatten hier für den Austritt aus der Europäischen Union gestimmt.

Ukip hatte gehofft, durch die Nachwahl in der einst blühenden Industriestadt einen zweiten Sitz im Londoner Parlament zu bekommen. Ukip-Chef Paul Nuttall (5 233 Stimmen) verlor aber deutlich gegen den Labour-Kandidaten Gareth Snell (7853). Corbyn bezeichnete den Wahlausgang als "klaren Sieg".

Die Nachwahl in Stoke-on-Trent war nötig geworden, weil Labour-Mann Tristram Hunt seinen Sitz im Unterhaus aufgegeben hatte. Er ist jetzt Direktor des renommierten Londoner Victoria and Albert Museums. In Copeland wurde gewählt, weil der Labour-Abgeordnete Jamie Reed einen Posten in der Nuklearanlage Sellafield annahm.

(dpa)
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