Kampf um Kobane Kurden schlagen IS-Offensive zurück

Beirut · Um Kobane toben weiter heftige Kämpfe. Eine kurdische Kämpferin sprengt sich inmitten anrückender Extremisten in die Luft. Ihre Kameraden können eine wichtige Position nahe der Grenzstadt Kobani halten.

Flüchtlinge hoffen auf Hilfe an der türkisch-syrischen Grenze
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Kurdische Kämpfer haben nach eigenen Angaben eine Offensive der Terrormiliz Islamischer Staat an der syrisch-türkischen Grenze zurückgeschlagen. Die kurdische Einheit YPK erklärte, bei Gefechten um den Grenzort Kobani habe es am Vortag mindestens 89 Tote gegeben. Und auch am Montag lieferten sich beide Seiten heftige Kämpfe um die Stadt.

Mindestens 14 türkische Panzer bezogen Verteidigungsstellungen auf einem Hügel nahe Kobani. Von unten war heftiges Bombardement zu hören, dichter Rauch stieg aus mehreren Teilen der Stadt auf. Auch am Montag schlug wieder ein Geschoss von den Kämpfen auf türkischer Seite der Grenze ein und beschädigte einen Lebensmittelladen, ohne jemanden zu verletzten.

Am Sonntag war es bei der umfassenden Offensive der IS-Kämpfer zu hohen Verlusten auf beiden Seiten gekommen. Die Kurdeneinheit YPK erklärte am Montag, dass es insgesamt 50 Gefechtsorte rund um Kobani gegeben habe und dass 74 IS-Kämpfer und 15 kurdische Milizionäre getötet worden seien. Das Syrische Beobachtungszentrum für Menschenrechte berichte von 27 Toten auf Seiten des IS und 19 toten Kurden. Damit war es einer der blutigsten Kampftage seit Beginn der IS-Offensive vor drei Wochen, die 160 000 Syrer zur Flucht gezwungen hat.

Die kurdischen Milizen waren lange das stärkste Bollwerk gegen den Vormarsch der sunnitischen Extremisten in Syrien, aber auch im Irak. Doch in den vergangenen Wochen wurden sie von den militärisch gut ausgerüsteten IS-Kämpfern massiv unter Druck gesetzt, obwohl sie Unterstützung durch Luftangriffe des internationalen Militärbündnisses unter Führung der USA erhielten. "Sie (die IS-Kämpfer) benutzen Panzer, Artillerie und alle möglichen Arten von Waffen, die sie in Irak und Syrien erbeutet haben", sagte der syrische Kurdenkommandeur Nasser Hadsch Mansur der Nachrichtenagentur AP.

Der Leiter des Beobachtungszentrums, Rami Abdurrahman, sagte, bei einem der Gefechte vom Vortag habe sich eine kurdische Kämpferin selbst in die Luft gesprengt und dabei zehn IS-Dschihadisten getötet.
Die YPK bestätigte dies. Die Frau mit dem Kampfnamen Arin Mirkan gehörte zu den mehr als 10 000 Kämpferinnen der Kurden-Einheit YPG, die im Einsatz gegen den IS eine entscheidende Rolle spielen.

Hadsch Mansur sagte, die kurdischen Kämpfer hätten am Sonntag ihre Position auf dem strategisch wichtigen Hügel Maschta Nur aufgegeben. Arin Mirkan sei zurückgeblieben und habe die anrückenden IS-Kämpfer mit ihrem Maschinengewehr beschossen, Granaten auf sie geworfen und sich schließlich inmitten der Angreifer selbst in die Luft gesprengt. Die Kurden hätten daraufhin die Stellung auf dem Hügel zurückerobern können. "Wenn nötig, werden alle unsere weiblichen und männlichen Kämpfer wie Arin werden", hieß es in einer Erklärung der YPK.

IS-Einheiten waren in den Tagen zuvor immer dichter an Kobani herangerückt, nachdem sie bereits zahlreiche umliegende Dörfer unter ihre Kontrolle gebracht hatten. Die Stadt selbst konnten sie bisher aber nicht erobern. "Gestern war ein sehr gewalttätiger Tag, aber sie waren weder in der Lage, in Kobani einzudringen noch in Maschta Nur", sagte ein Sprecher der syrischen Kurdenpartei PYD, Nawaf Chalil.

(ap)
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