Krise in der Ukraine Krim: Regierungschef bittet Moskau um Hilfe

Moskau · Der pro-russische Regierungschef der ukrainischen Halbinsel Krim hat sich selbst zum Oberbefehlshaber für alle Militäreinheiten sowie für die Polizei und Sicherheitskräfte der Region erklärt. Zudem bat er Russland um Hilfe. US-Präsident Obama warnt Russlands Präsident Putin vor einem Eingreifen.

Ukraine: Bewaffnete kontrollieren Flughafen Simferopol
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Russland hat nach Angaben der US-Regierung "mehrere hundert" Soldaten auf die Krim geschickt.Zuvor hatten ukrainische Behörden berichtet, auf dem Autonomen Gebiet seien 13 russische Militärmaschinen vom Typ Iljuschin Il-76 mit insgesamt rund 2000 Soldaten gelandet.

Alle Kommandeure sollten sich seiner Befehlsgewalt fügen oder ihre Posten verlassen, erklärte Krim-Ministerpräsident Sergej Aksjonow am Samstag über russische Nachrichtenagenturen.

"Da ich meine Verantwortung für das Leben und die Sicherheit der Bürger verstehe, appelliere ich an den russischen Präsidenten Wladimir Putin, Hilfe zu leisten, um Frieden und Ruhe auf dem Territorium dieser autonomen Republik Krim zu garantieren", hieß es in der Erklärung.

Aksjonow ist der Chef der größten pro-russischen Partei auf der Krim, die erst 1954 zur Ukraine kam. Dort ist nach wie vor die russische Schwarzmeerflotte stationiert und knapp 60 Prozent der Bevölkerung verstehen sich als Russen. Der neue Regierungschef war am Donnerstag vom Parlament der Krim ernannt worden. Auf der Halbinsel gibt es Ablehnung der neuen ukrainischen Führung in Kiew, die den Präsidenten Viktor Janukowitsch vergangenes Wochenende abgesetzt hatte.

Am Freitag hatten nach ukrainischen Angaben russische Soldaten die beiden wichtigsten Flughäfen der Krim abgeriegelt. Zudem sollen mehrere russische Militärflugzeuge auf der Halbinsel gelandet sein. Die USA vermuten, dass Russland Truppen dorthin verlegt hat.

Wegen der angespannten Lage auf der Halbinsel Krim hat der neue ukrainische Ministerpräsident Arseni Jazenjuk an dringend an Russland appelliert: "Wir rufen die Regierung und die Behörden Russlands auf, ihre Truppen zurückzuziehen und sie wieder in ihre Stützpunkte zu holen", sagte Jazenjuk am Samstag nach einem Bericht der Agentur Interfax. "Russische Partner, hören Sie auf, zivilen und militärischen Widerstand in der Ukraine zu provozieren."

Washington verschärft den Ton

Die USA verschärfen wegen wachsender Spannungen auf der ukrainische Halbinsel Krim den Ton gegenüber Moskau. Bei einer russischen Militärintervention in der Ukraine wollen die USA möglicherweise den G8-Gipfel in Russland platzen lassen. Washington erwäge, das Treffen im russischen Sotschi im Juni zu boykottieren, sagte ein hochrangiger Regierungsbeamte der Nachrichtenagentur dpa am Freitag.

Dabei sei man auch mit europäischen Partnerländern im Gespräch. Die USA diskutierten außerdem, Geschäftsbeziehungen mit Moskau zu kappen und laufende Handelsgespräche abzubrechen, berichteten Korrespondenten des Weißen Hauses auf Twitter.

Präsident Barack Obama erklärt, eine militärischen Intervention auf die Krim würde ihren "Preis" haben. Bei einer spontan anberaumten Pressekonferenz sagte er am Freitag: "Jede Verletzung der Souveränität und Grenzen der Ukraine wäre zutiefst destabilisierend".

"Sie würden einen tiefen Eingriff ein Angelegenheiten bedeuten, die von den Bürgern der Ukraine entschieden werden müssen." Die USA seien "zutiefst besorgt", sagte Obama. Die Situation sei "fließend" und werde von Washington genau beobachtet.

(ap)
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