Kriegsverbrechertribunal Lebenslange Haft für Karadzic beantragt

Den Haag · Beim Kriegsverbrechertribunal für Ex-Jugoslawien (ICTY) haben die Kläger gegen den früheren bosnischen Serbenführer Radovan Karadzic eine lebenslange Haftstrafe beantragt. Dies sei "das einzig angemessene Strafmaß", hieß es in einem am Freitag von der Klagevertretung in Den Haag veröffentlichten Dokument.

Karadzic ohne Bart
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In wenigen Tagen sollen die Schlussplädoyers gesprochen werden. Ein Urteil wird nicht vor Ende kommenden Jahres erwartet.

"Unter seinem Kommando und seiner Aufsicht haben Karadzics Befehlsempfänger und diejenigen, die mit ihnen kooperiert haben, hunderttausende Muslime und Kroaten vertrieben, getötet, gefoltert und auf andere Weise misshandelt", hieß es von den Klägern weiter. "Das Ausmaß und der Umfang dieser kriminellen Akte ist enorm."

Karadzic muss sich wegen Völkermords, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit während des Bosnienkriegs vor dem Haager Tribunal verantworten. Der 69-Jährige ist in insgesamt elf Punkten angeklagt. Er war im Juli 2008 in der serbischen Hauptstadt Belgrad gefasst worden, nachdem er sich 13 Jahre lang versteckt gehalten hatte. Der frühere bosnische Serbenführer fordert seinen Freispruch in allen Anklagepunkten.

Die Anklage wirft Karadzic sowie dem inzwischen verstorbenen jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milosevic und dem früheren bosnisch-serbischen Armeechef Ratko Mladic vor, nach dem Zusammenbruch Jugoslawiens 1991 gemeinsam "ethnische Säuberungen" in den von Serben beanspruchten Teilen Bosniens vorgenommen zu haben. Muslime, Kroaten und andere nicht-serbische Bevölkerungsgruppen wurden demnach systematisch vertrieben.

Insgesamt starben im Bosnienkrieg zwischen 1992 und 1995 etwa 100.000 Menschen. Rund 2,2 Millionen weitere Menschen wurden vertrieben. Allein bei dem als Völkermord eingestuften Massaker von Srebrenica vom Juli 1995 wurden etwa 8000 muslimische Jungen und Männer verschleppt, getötet und in Massengräbern verscharrt.

Karadzic gilt als Drahtzieher des Massakers von Srebrenica. Ebenfalls verantworten muss sich Karadzic wegen der 44-monatigen Belagerung von Sarajevo, bei der nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen etwa 10.000 Zivilisten getötet wurden.

(AFP)
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