Einschätzung des US-Militärs 100 000 getötete oder verwundete russischen Soldaten

Washington · Im Ukraine-Krieg sind laut US-Generalstabschef Mark Milley bisher „weit mehr als“ 100 000 russische Soldaten gefallen oder verwundet worden.

 Rekruten auf dem Weg zum Zug. Das US-Militär schätzt die Zahl verwundeter oder getöteter russischer Soldaten auf 100.000 (Archivfoto).

Rekruten auf dem Weg zum Zug. Das US-Militär schätzt die Zahl verwundeter oder getöteter russischer Soldaten auf 100.000 (Archivfoto).

Foto: dpa/Uncredited

Auf ukrainischer Seite sehe es wahrscheinlich genauso aus, sagte Milley am Mittwoch (Ortszeit) in einer Rede in der Denkfabrik The Economic Club in New York. Unter ukrainischen Zivilisten seien seit Kriegsbeginn bis zu 40 000 Tote zu beklagen. „Es gibt ein gewaltiges Ausmaß an Leid, menschlichem Leid“, ergänzte Milley.

Er verwies auch auf die russische Ankündigung eines Rückzugs aus dem strategisch wichtigen Cherson, einer Gebietshauptstadt im Süden der Ukraine, die Moskaus Angriffstruppen schon bald nach Kriegsbeginn eingenommen hatten. Die Aussicht auf einen russischen Abzug und einen möglichen Patt bei Gefechten im Winter könnte beiden Ländern eine Gelegenheit für Friedensverhandlungen bieten, sagte Milley.

Für solche Gespräche zeigte sich der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Dienstag offen, aber nur unter der Bedingung, dass Russland alle besetzten Gebiete der Ukraine freigebe, Entschädigung für Kriegsschäden leiste und sich einer Strafverfolgung von Kriegsverbrechen stelle. Der Kreml hat ebenfalls Offenheit für Verhandlungen signalisiert.

Zugleich hat Präsident Selenskyj in den vergangenen Tagen gewarnt, dass Russland einen Abzug aus Cherson nur vortäuschen könnte, um die ukrainischen Soldaten in eine Schlacht zu locken.

US-Generalstabschef Milley sagte, Russland habe zwischen 20 000 und 30 000 Soldaten in Cherson zusammengezogen. Ein vollständiger Rückzug aus der Stadt würde mehrere Wochen dauern. Erste Anzeichen deuteten darauf hin, dass Russland tatsächlich abziehe. „Ich glaube, dass sie es tun, um ihre Stärke zu erhalten und ihre Verteidigungslinien südlich des Flusses Dnipro wieder aufzubauen, aber das muss sich erst zeigen“, sagte Milley. Möglich sei, dass Russland den Rückzug nutze, um seine Truppen für eine Frühlingsoffensive neu zu sortieren. Es gebe aber auch eine günstige Gelegenheit für Verhandlungen. Damit solche Gespräche eine Chance hätten, müssten jedoch beide Seiten gleichermaßen anerkennen, dass ein Sieg sich wahrscheinlich nicht auf militärischem Wege erzielen lasse und man „daher auf andere Mittel setzen“ müsse.

(zeit/dpa)
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