Ukraine-Krieg Kiews Gegenoffensive macht monatelangen russischen Vormarsch wett

Kiew/Washington · Die ukrainischen Soldaten haben laut US-Experten innerhalb von fünf Tagen mehr Gelände zurückgewonnen als die russischen Truppen insgesamt seit April besetzt haben.

Ukrainische Soldaten auf einem Panzer (Symbolfoto).

Ukrainische Soldaten auf einem Panzer (Symbolfoto).

Foto: AP/Leo Correa

„Die Befreiung von Isjum wird der größte militärische Erfolg der Ukraine seit dem Sieg in der Schlacht vor Kiew im März“, urteilte das Institute for the Study of the War (ISW) in seiner Lageanalyse am Sonntag. Damit sei der von Russland geplante Vormarsch auf den Donbass von Norden her gescheitert, meinten die Experten. Mit der Einnahme von Isjum sei wahrscheinlich innerhalb von 48 Stunden zu rechnen, wenn sie nicht bereits geschehen sei.

Der Thinktank in Washington veröffentlicht seit Kriegsbeginn regelmäßig Analysen zum Kampfgeschehen in der Ukraine. Der Sonntag ist der 200. Tag des russischen Angriffskriegs.

Angesichts des raschen Vormarschs ukrainischer Truppen im Nordosten der Ukraine gibt Russland seinen wichtigsten Stützpunkt an dieser Front auf. Das Verteidigungsministerium in Moskau erklärte am Samstag den Rückzug seiner Kräfte aus dem Bezirk der Stadt Isjum in der Region Charkiw. Auch aus Balaklija zwischen Isjum und der Regionalhauptstadt Charkiw würden russische Kräfte abgezogen, zitierte die Nachrichtenagentur Tass einen Ministeriumssprecher.

„Um die erklärten Ziele der militärischen Spezialoperation zur Befreiung des Donbass zu erreichen, wurde entschieden, die russischen Truppen umzugruppieren, die in den Bezirken Balaklija und Isjum stationiert sind“, erklärte das Ministerium der Agentur zufolge. Die betreffenden Kräfte sollten statt dessen zur Verstärkung des Militäreinsatzes in Richtung Donezk eingesetzt werden. Stadt und Region Donezk befinden sich südöstlich von Charkiw.

Nach dem schnellen Vormarsch des ukrainischen Militärs im Nordosten des Landes haben nach Angaben aus Kiew nicht alle russischen Truppen den Rückzug geschafft. „Im Raum Charkiw sind feindliche Einheiten aus dem Bestand der 3. motorisierten Schützendivision der 20. Armee von den Versorgungswegen abschnitten und in Panik“, teilte der ukrainische Generalstab in seinem Lagebericht am Sonntag mit. Zudem seien die Verluste mit 400 Toten an einem Tag auf russischer Seite hoch gewesen. Die Angaben sind nicht unabhängig zu überprüfen.

Details zu Stellungen und dem Ausmaß der jüngsten Rückeroberungen gab der Generalstab nicht bekannt. Russische Truppen halten nach früheren Angaben etwa 125.000 Quadratkilometer in der Ukraine besetzt. Das ist ein Fünftel des Staatsgebietes einschließlich der Halbinsel Krim.

(mba/dpa/AFP)
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