Kämpfe in den Osten verlagert Soledar ist Schwerpunkt des Krieges in der Ukraine
Kiew/Düsseldorf · Der ukrainische Präsident Selenskyi ist davon überzeugt, dass seine Truppen in Bachmut und Soledar durchhalten. Derweil gab es zwischen der Ukraine und Russland den ersten Gefangenenaustausch im Jahr 2023. Ein Überblick.
Die Kämpfe im Osten der Ukraine haben sich zugespitzt. Speziell im Norden des Gebietes Donezk um die Städte Bachmut und Soledar ist die Lage nach Angaben aus Kiew schwierig. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj gibt sich trotzdem überzeugt davon, dass die eigenen Truppen in Bachmut durchhalten und verspricht ihnen Verstärkung. Auch das benachbarte Soledar halte durch, obwohl die Lage schwierig sei. „Dies ist einer der blutigsten Orte an der Front“, beschrieb er das Gebiet um die beiden Kleinstädte, die nur 14 Kilometer voneinander entfernt liegen.
Laut Selenskyj besichtigte Olexandr Syrskyj, Befehlshaber des ukrainischen Heeresm, am Sonntag die Truppen in Bachmut und Soledar. Syrskyj werde die Verteidigung leiten und Verstärkung sowie größere Feuerkraft gegen den Feind organisieren. Er gilt in der Ukraine als Held, dem die Erfolge bei der Verteidigung von Kiew und bei der Rückeroberung des Gebiets Charkiw zugeschrieben werden.
Schwierige Lage in Soledar
Bei den Kämpfen im ostukrainischen Gebiet Donezk sind die Verteidiger im Raum Soledar Kiew zufolge in eine schwierige Lage geraten. „Derzeit ist es schwer in Soledar“, schrieb die stellvertretende ukrainische Verteidigungsministerin Hanna Maljar am Sonntag auf ihrem Telegram-Kanal. Soledar ist wie das seit Monaten umkämpfte Bachmut Teil des ukrainischen Verteidigungswalls vor dem Ballungsraum zwischen Slowjansk und Kramatorsk. Die Einnahme der Agglomeration wäre fast gleichbedeutend mit der Eroberung des Donbass – eines der öffentlich genannten Ziele Russlands zu Beginn des Krieges. An den Angriffen seien nicht nur reguläre Einheiten der russischen Armee, sondern auch Söldnertruppen beteiligt, schrieb Maljar. Im Raum um Bachmut und Soledar greifen die als gut ausgerüstet geltenden Söldner der „Wagner“-Truppe an.
Am 8. Januar wurden im Resultat des Verhandlungsprozesses 50 russische Soldaten, denen in Gefangenschaft tödliche Gefahr drohte, vom Territorium zurückgeholt, das unter Kontrolle des Kiewer Regimes steht“, teilte das russische Verteidigungsministerium am Sonntag auf seinem Telegram-Kanal mit. Zwischen Russland und der Ukraine war dies der erste Gefangenaustausch nach dem Jahreswechsel. Die ukrainische Seite bestätigte den Austausch. Laut dem russischen Verteidigungsministerium wurden die eigenen Kriegsgefangenen bereits mit einem Militärflugzeug nach Moskau zur Behandlung und Rehabilitation ausgeflogen. Nähere Angaben zu den russischen Soldaten gibt es nicht.
Belarussisches Verteidigungsministerium kündigt Luftwaffenmanöver an
Kiew hingegen berichtete, dass auf eigener Seite 33 Offiziere und 17 Mannschaftsdienstgrade befreit wurden. „Wir holen Leute zurück, die beim AKW Tschernobyl in Gefangenschaft geraten sind, unsere Verteidiger aus Mariupol, unsere Jungs aus der Region Donezk im Raum Bachmut, sowie aus dem Kiewer Gebiet, Tschernihow, Cherson und anderen Regionen, in denen es Kämpfe gab“, kommentierte Andrij Jermakder, Leiter des Präsidialamts, den Austausch.
Belarus will nach offiziellen Angaben vor dem Hintergrund des Angriffskrieges auf die Ukraine ab Mitte Januar ein zweiwöchiges Luftwaffenmanöver mit den russischen Streitkräften abhalten. „Vom 16. Januar bis 1. Februar 2023 finden kollektive lufttaktische Übungen der Streitkräfte von Belarus und Russland statt“, teilte das belarussische Verteidigungsministerium am Sonntag auf seinem Telegram-Kanal mit.
Die gemeinsame Einsatztruppe haben die beiden Länder im Herbst gebildet – offiziell zum Schutz der Außengrenzen der russisch-belarussischen Union. Auf dieser Basis sind rund 9000 russische Soldaten in Belarus stationiert. Machthaber Alexander Lukaschenko hatte erst am 6. Januar der Truppe einen Besuch abgestattet. Laut dem Verteidigungsministerium in Minsk sind am Sonntag die russischen Luftwaffeneinheiten eingetroffen. An den zweiwöchigen Übungen sollen alle Flugplätze und Truppenübungsplätze der Luftwaffe und Flugabwehr in Belarus beteiligt werden, heißt es.
Ukrainischer Außenminister fordert Ausschluss Russlands aus der OSZE
Jüngst gab es immer wieder Spekulationen über einen erneuten russischen Angriff auf die Ukraine von belarussischem Gebiet aus. Die Generalsekretärin der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE), Helga Maria Schmid, hat sich gegen einen Ausschluss Russlands aus der Gruppe ausgesprochen. Diplomatische Kanäle offen zu halten, heiße nicht, dass man sich einig sei, sagte Schmid der „Welt“. „Ich halte es jedenfalls aus heutiger Sicht für sinnvoll, dass Russland weiterhin Mitglied in der OSZE bleibt.“ Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba hatte angesichts des russischen Angriffskriegs gegen sein Land einen Ausschluss Moskaus gefordert. „Eines Tages werden wir auch wieder Gesprächskanäle brauchen“, sagte die deutsche Spitzendiplomatin.