Luftalarm im ganzen Land Ukraine meldet erneut landesweite russische Raketenangriffe
Kiew · Russland hat wieder eine Angriffswelle auf die Ukraine gestartet. Das Land hatte seit Tagen damit gerechnet. Ihre Luftabwehr erweist sich nach eigenen Angaben als zielsicher.
Russland hat am Montag offenbar erneut Raketenangriffe auf die Ukraine gestartet. In Medien wurde über Explosionen in den Städten Odessa, Tscherkassy und Krywyj Rih berichtet. Das Wasserversorgungsunternehmen in Odessa teilte mit, wegen eines Raketenangriffs könne die gesamte Stadt nicht mehr mit Wasser versorgt werden. Zuvor waren Medienberichten zufolge zwei Militärstützpunkte in Russland von Explosionen erschüttert worden.
Der Vizechef des ukrainischen Präsidialbüros, Kyrylo Tymoschenko, teilte auf Telegram mit: „Der Feind greift wieder das Territorium der Ukraine mit Raketen an!“ Es habe zwei Tote gegeben, unter ihnen ein 22 Monate altes Kind in Nowosofijiwka in der Region Saporischschja. Weitere drei Menschen hätten Verletzungen erlitten. Das Präsidialbüro berichtete zudem von einem Toten und drei Verletzten in Krywyj Rih und einem weiteren Toten in Kupjansk in der Region Charkiw.
Die ukrainische Regierung hatte die russischen Angriffe seit Tagen erwartet. Im ganzen Land waren Sirenen zu hören, die vor Luftangriffen warnten. Die Behörden riefen die Menschen auf, Schutz zu suchen. Der Stromversorger Ukrenerho sprach von acht massiven Raketenangriffen eines Terrorstaates. Anlagen seien getroffen worden, es gebe Stromausfälle. Die Menschen sollten in Schutzräumen bleiben, während Reparaturtrupps die Schäden zu beheben versuchten.
In Kiew versammelten sich nach dem Alarm zahlreiche Menschen in der zentralen U-Bahn-Station Soloti Worota. Anzeichen für Treffer in der Hauptstadt und umliegenden Gebieten gab es zunächst nicht.
Der ukrainische Luftwaffensprecher Jurij Ihnat teilte mit, aus Südrussland seien landgestützte Raketen abgefeuert worden. Zudem habe Russland auf Schiffen stationierte Raketen im Kaspischen und Schwarzen Meer gestartet. Auch strategische Bomber des Angreifers hätten Raketen abgefeuert. Ihnat spekulierte, dass Russland in mehreren Wellen angreifen könnte, damit die ukrainische Luftverteidigung Probleme dabei habe, die Raketen abzuschießen.
Später meldete die Luftwaffe, sie habe mehr als 60 der etwa 70 anfliegenden russischen Geschosse abgefangen. Russland habe 38 Marschflugkörper von Schiffen im Kaspischen Meer und aus der Region Rostow abgefeuert. Weitere 22 seien von der Schwarzmeerflotte gestartet worden. An den Angriffen seien zudem Langstreckenbomber, Kampfflugzeuge und Lenkraketen beteiligt gewesen.
Zuvor hatten russische Medien über Detonationen auf zwei russischen Luftwaffenstützpunkten berichtet. Eine habe sich auf dem Stützpunkt Engels ereignet, auf dem strategische Bomber der Typen Tu-95 und Tu-160 untergebracht sind, die atomwaffenfähig sind. Solche Bomber sind für Angriffe gegen die Ukraine genutzt worden. In örtlichen Medien wurde von einer starken Explosion in der Nähe des Stützpunkts berichtet. Bewohner sagten demnach, sie hätten ein aufflackerndes Licht in der Gegend gesehen.
Die staatliche Nachrichtenagentur Ria Nowosti meldete, bei der Explosion eines Treibstofflastwagens auf einem Luftwaffenstützpunkt in Rjasan im Westen Russlands seien drei Soldaten getötet worden. Sechs weitere seien verletzt worden. Weder von ukrainischer noch von russischer Seite wurden Angaben zur möglichen Explosionsursache gemacht.
Die russischen Angriffe auf die ukrainische Infrastruktur hatten Anfang Oktober begonnen, nachdem eine Lastwagenexplosion Teile der strategisch wichtigen Brücke von Kertsch zerstört hatten, die Russland mit der Halbinsel Krim verbindet. Russland machte den ukrainischen Militärgeheimdienst für die Detonation verantwortlich. Am Montag lenkte der russische Präsident Wladimir Putin persönlich ein Fahrzeug über die Brücke, redete mit Arbeitern und besprach die Reparatur mit einem hohen Regierungsbeamten.