Krieg in der Ukraine Mehrere Tote bei schweren russischen Angriffen auf Ukraine
Kiew · Erneut überzieht Russland die Ukraine mit heftigen Raketenangriffen. Mindestens sechs Menschen sterben, Dutzende werden verletzt. Die Nato kündigt derweil milliardenschwere Verträge über Artilleriegeschosse an – unter anderem mit einem deutschen Unternehmen.
Infolge schwerer russischer Luftangriffe mit Dutzenden Raketen sind in der Ukraine erneut mehrere Menschen getötet worden. Offiziellen Angaben kamen landesweit mindestens sieben Menschen ums Leben. Alleine aus der ostukrainischen Großstadt Charkiw wurden am Dienstag sechs Todesopfer und mehr als 50 Verletzte gemeldet. Eine Frau starb zudem in Pawlohrad im Gebiet Dnipropetrowsk. In der Hauptstadt Kiew wurden offiziellen Angaben zufolge mehr als 20 Leute verletzt.
Mehrere Wohnhäuser seien beschädigt worden, teilte der Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko auf Telegram mit. In einer Wohnung sei ein nicht explodierter Raketensprengkopf entdeckt worden. Das gesamte Haus sei mittlerweile evakuiert.
Laut dem ukrainischen Oberbefehlshaber Walerij Saluschnyj setzte das russische Militär bei den morgendlichen Angriffen insgesamt 41 Raketen unterschiedlichen Typs ein. Nur rund die Hälfte konnte demnach abgefangen werden. Immerhin über Kiew, das dank westlicher Unterstützung verhältnismäßig gut mit Luftverteidigungssystemen ausgestattet ist, konnten den Militärangaben zufolge alle Raketen im Anflug abgeschossen werden. Am frühen Nachmittag wurde in mehreren Regionen erneut Luftalarm ausgerufen.
Die Einsatzleitung der polnischen Streitkräfte teilte mit, dass wegen der morgendlichen Angriffe Kampfjets der eigenen Luftwaffe und von Verbündeten über Polen aufgestiegen seien. Am späten Vormittag wurde die Aktion beendet.
Nato kündigt milliardenschwere Verträge für Artilleriegeschosse an
Die Nato hat mit Unternehmen aus Deutschland und Frankreich Rahmenverträge über die Lieferung von Artilleriemunition im Wert von rund 1,1 Milliarden Euro abgeschlossen. Die 155-Millimeter-Geschosse sollen in Waffensystemen vom Typ Caesar und Panzerhaubitze 2000 eingesetzt werden können, wie die Nato-Beschaffungsagentur NSPA mitteilte. Beide werden auch von der Ukraine im Abwehrkrieg gegen Russland genutzt.
Die Firmen, die die Verträge erhalten haben, sind den Angaben zufolge das französische Unternehmen Nexter Munitions (KNDS) und das deutsche Unternehmen Junghans Microtec. Letzteres stellt in Dunningen in Baden-Württemberg Zünder für Artilleriemunition her. Nach Angaben aus Bündniskreisen soll die Vereinbarung die Beschaffung von mehr als 220 000 Geschossen ermöglichen.
CSU-Vize Weber: Deutsche Militärhilfe für Ukraine kommt zu behäbig
Der CSU-Vize und Chef der Europäischen Volkspartei (EVP), Manfred Weber, wirft der Bundesregierung fehlende Entschlossenheit und mangelndes Tempo bei der Unterstützung der Ukraine vor. „Die Entscheidungsverfahren dauern zu lange und die Entscheidungen sind dann auch noch begrenzt“, sagte Weber am Rande von politischen Gesprächen in Kiew der Deutschen Presse-Agentur in Brüssel. Ganz konkret sei dies derzeit in der Frage der Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern der Fall. Die Entscheidung für eine Lieferung dieses Waffensystems sei „überfällig“, sagte Weber
Russen stehen Schlange für Präsidentschaftsbewerbung von Kriegsgegner
In Russland stößt unterdessen die Präsidentschaftsbewerbung des erklärten Kriegsgegners Boris Nadeschdin auf unerwartet großes Interesse. „Wir sammeln derzeit etwa 15 000 Unterschriften pro Tag“, sagte Nadeschdin in einem auf dem Youtube-Kanal Chodorkowski Live ausgestrahlten Interview. Auf Fotos und Videos in sozialen Netzwerken waren in verschiedenen Städten lange Schlangen von Bürgern zu sehen, die dem Oppositionspolitiker mit ihrer Unterschrift zur Kandidatur verhelfen wollen. Ob er am Ende von der russischen Wahlkommission aber tatsächlich offiziell als Kandidat für die Wahl am 17. März registriert wird, ist noch ungewiss.
Laut Nadeschdins Wahlkampf-Webseite haben seine Unterstützer mit Stand Dienstagfrüh schon mehr als 100.000 Unterschriften gesammelt. Die Zentrale Wahlkommission fordert 105.000, die bis zum 25. Januar in verschiedenen Regionen gesammelt werden müssen.