Hacker-Attacken, Info-Kampagnen, Zensur Russland und Ukraine liefern sich auch eine Cyber-Schlacht

Düsseldorf/Kiew · Der Kampf für die Freiheit der Ukraine wird auch zur Cyber-Schlacht. Eine wichtige Behörde aus NRW ist involviert, ein Ex-Manager der NRW-Bank beteiligt sich an einer digitalen Info-Offensive für Menschen in Russland.

 Der von Satja Nadelle geführte Microsoft-Konzern hilft gegen Hacker

Der von Satja Nadelle geführte Microsoft-Konzern hilft gegen Hacker

Foto: dpa/Oliver Berg

Der Angriff auf die Ukraine wird auch zum Krieg um den Cyberspace und die Informationsfreiheit mit Auswirkungen auf NRW. In Bonn hat das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) das nationale Krisenreaktionszentrum aktiviert. Es ruft die Bundesverwaltung und die Betreiber der kritischen Infrastruktur wie Stromkonzerne zu „erhöhter Wachsamkeit“ auf, Telekom-Chef Tim Höttges gab sich alarmiert.

Russland versucht, durch Zensur vor der Bevölkerung zu verheimlichen, dass es sich um einen ernsthaften Krieg handelt. Das TV ist gleichgeschaltet. Die Gruppe „Anonymous“ rief Menschen nun dazu auf, in die Google-Bewertungen über Restaurants und Geschäfte in Moskau Infos über den Krieg und Fotos reinzukopieren. Mit dabei ist Werner Kindsmüller, in  Kaarst lebender Ex-Abteilungsleiter der NRW-Bank in Düsseldorf. „Die Menschen in Rußland müssen die Wahrheit erfahren“, sagt der 68-jährige Sozialdemokrat, „das kann helfen, den Krieg zu stoppen.“

Fast perfekt nutzt der ukranische Präsident Wolodymyr Selensky das Internet. Er kommuniziert per Kurz-Nachrichten, verschickt Fotos und Videos, mobilisiert so die Bevölkerung und auch die Bürger und Politiker anderer Länder. „Das macht er sehr gut“, sagt Thorsten Holz, Professor am Helmholtz-Zentrum für Informationssicherheit in Saarbrücken. Auch darum versuchen die Russen aktuell, die digitale Infrastruktur der Ukraine zu zerstören.

 Microsoft unterstützte die Regierung in Kiew, eine massive Hackerattacke abzuwehren. Das berichtet die „New York Times.“ Angreifer versuchten, eine Schadsoftware auf Computern des Staates zu installieren, die diese funktionsunfähig gemacht hätte. Doch der US-Softwarekonzern machte die Attacke öffentlich und half, die Schadsoftware auszuschalten. Die Ukraine rief Hacker weltweit auf, dem Land als „IT-Armee“ beizustehen und im Gegenzug russische Behörden zu schwächen.

Größere Angriffe auf die deutsche Infrastruktur werden noch nicht gemeldet. Das könnte damit zusammenhängen, dass die entsprechenden russischen Gruppen sich erst einmal auf die Ukraine konzentrieren, sagt Experte Holz. Es sei denkbar, dass bei einer Ausweitung des Konfliktes Deutschland attackiert würde. „Wenn Rußland es darauf anlegt, könnten sie deutlich eskalieren“. Die Fähigkeiten russischer Hacker hätten sich unter anderem gezeigt, als 2015 Rechner des Bundestages attackiert wurden.  In einem Fall hätte man durch Chatverläufe beweisen können, dass eine Hackergruppe vom russischen Geheimdienst GRU Aufträge erhalte. Für eher unwahrscheinlich hält er, dass die Auszahlung von Bargeld durch Hackerangriffe lahmgelegt werden könnte, wogegen er Angriffe gegen die Stromnetze denkbar hält.

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