Krieg in Osteuropa Syrisches Déjà-vu in der Ukraine

Analyse | Düsseldorf · Wer im syrischen Bürgerkrieg genauer hingesehen hat, dem kommt das Drehbuch des russischen Militärs in der Ukraine verstörend bekannt vor. Auch dort wurden Städte eingekesselt und beschossen, humanitäre Korridore und Waffenstillstandszonen zäh ausgehandelt und deren Schutz aber verletzt. Die Zermürbung war Strategie.

Der russische Militäreinsatz an der Seite des syrischen Diktators Baschar Assad, der im September 2015 begann, wirkt fast wie eine Kostümprobe für den Ukraine-Krieg. Wenngleich es einen entscheidenden Unterschied gibt. In Syrien ging es Putin darum, den Wechsel eines Regimes zu verhindern, in der Ukraine geht es um das Gegenteil: die amtierende Regierung Selenskyj soll militärisch zu Fall gebracht werden. Doch der Weg, diese unterschiedlichen Ziele zu erreichen, geht in beiden Fällen über die Kontrolle von Gebieten, die es militärisch zu erlangen gilt. In Syrien verlief dieser Weg über Duma und andere Vorstädte von Damaskus, die aus den Händen der Rebellen zurückerobertwurdenn, und endete in der verheerenden Belagerung und Zerstörung von Aleppo Ende 2016. In der Ukraine verläuft er heute über Charkiw, Mariupol bis wahrscheinlich in die Hauptstadt Kiew. In Syrien ging es darum, den bedrängten Diktator Assad, der in der Hauptstadt Damaskus saß, aus seiner Lage zu befreien. In der Ukraine geht es darum, die Hauptstadt zu erreichen, um eine Putin-genehme Regierung zu installieren.