500 Personen evakuiert Drei Tage Waffenruhe im Sudan wird nicht eingehalten

Khartum · Wieder ist eine Feuerpause im Sudan in Kraft – diesmal ausgehandelt von den USA. Doch wieder halten sich die Konfliktparteien nicht daran. Der UN-Sicherheitsrat will erneut über die Lage beraten.

Sudan: Bilder von den Evakuierungseinsätzen
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Bilder von den Evakuierungseinsätzen aus dem Sudan

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Foto: dpa/Raad Adayleh

Die Kontrahenten der Kämpfe im Sudan haben erneut einen dreitägigen Waffenstillstand verkündet, der erneut nicht eingehalten worden ist. Militärbefehlshaber Abdel Fattah Burhan und der Kommandeur der paramilitärischen Gruppe RSF, Mohammed Hamdan Dagalo, versicherten am Dienstag, sie würden den Waffenstillstand einhalten. Einwohner berichteten jedoch von weiteren Kämpfen. Der Chef des sudanesischen Ärzteverbandes, Atija Abdalla Atija, vermutete, die Verkündung der Feuerpause solle die Evakuierung weiterer Ausländer ermöglichen.

Im Sudan liefern sich Armee und die RSF seit 15. April heftige Straßenkämpfe. Dabei wurden mehr als 420 Menschen getötet, unter ihnen mindestens 291 Zivilisten. Es gab mehr als 3700 Verletzte. Mehrere Waffenstillstände wurden angekündigt, aber nicht eingehalten. Das Militär gewann zuletzt offenbar die Oberhand, doch die RSF kontrollierten immer noch Viertel in der Hauptstadt Khartum und im benachbarten Omdurman.

Die RSF erklärten am Dienstag, Ziel der Waffenruhe sei es, humanitäre Korridore einzurichten, die den Bürgern und Einwohnern den Zugang zu lebenswichtigen Ressourcen, medizinischer Versorgung und sicheren Zonen ermöglichen, während gleichzeitig die diplomatischen Vertretungen evakuiert werden sollten. Die Armee äußerte sich in einer getrennten Erklärung ähnlich. Beide Seiten erklärten, Saudi-Arabien habe bei den Verhandlungen eine Rolle gespielt. US-Außenminister Antony Blinken hatte bereits am Montagabend erklärt, es werde einen 72-stündigen Waffenstillstand geben.

Es waren jedoch weiter Gefechtslärm und heftige Explosionen zu hören. Einwohner von Khartum berichteten, Kampfflugzeuge seien in der Luft. „In Khartum sind immer noch Schüsse, Explosionen und Kriegsflugzeuge zu hören“, sagte Atija. „Sie halten keine Feuerpausen ein.“ Aus Omdurman berichtete Einwohner Amin Ischak: „Sie hören nur auf, wenn ihnen die Munition ausgeht.“

Zahlreiche Einwohnerinnen und Einwohner suchten Schutz vor Kämpfen und Plünderungen. Viele wagten sich seit Tagen nicht mehr aus dem Haus. Nahrungsmittel und Treibstoff wurden knapp und teuer. Wer es sich leisten konnte, versuchte sich per Auto in rund 15 Stunden zur ägyptischen Grenze oder zum Roten Meer durchzuschlagen. Wem dies nicht möglich war, suchte Zuflucht in ruhigeren Provinzen am Nil und außerhalb der Hauptstadt.

UN-Generalsekretär António Guterres warnte vor einem „katastrophalen Flächenbrand“, der die gesamte Region erfassen könnte. Er forderte die 15 Mitglieder des UN-Sicherheitsrats auf, maximalen Druck auf beide Seiten auszuüben, um „den Sudan vom Rand des Abgrunds zurückzuholen“.

Zahlreiche westliche Staaten flogen Bürgerinnen und Bürger aus, darunter Deutschland, die Niederlande, Italien, Spanien und Griechenland. Allein Frankreich holte 538 Menschen aus dem Sudan, darunter 208 eigene Staatsbürger sowie Menschen weiterer Staaten, wie Präsident Emmanuel Macron sagte.

Die britische Regierung kündigte an, die Evakuierungsflüge fortzusetzen. Wer ausgeflogen werden wolle, müsse dazu allerdings selbst zu einem Flugfeld außerhalb von Khartum kommen, sagte Außenminister James Cleverly. „Wir können nicht sagen, wie sich die Situation am Boden entwickeln wird“, sagte Cleverly dem Fernsehsender Sky News. Die Lage sei gefährlich, instabil und unvorhersehbar. Nach Angaben seines Ministeriums waren noch etwa 4000 Briten im Sudan, von denen sich 2000 für eine Evakuierung gemeldet hatten. Bevorzugt werden sollten Familien mit Kindern, Kranke und ältere Menschen.

Andere Ausländer mussten zunächst den beschwerlicheren Landweg nehmen. Gruppen aus Südkorea, Kenia, den Palästinensergebieten und Saudi-Arabien fuhren von Khartum nach Port Sudan, wo sie von Flugzeugen abgeholt wurden.

(boot/dpa)
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