Ist der französische Präsident doch ein Macho? Krawatten-Affäre bringt Sarkozy in Verruf

Paris (RPO). Wie ein Gockel trat der französische Präsident Sarkozy in seinem ersten Amtsjahr gerne auf. Sein Macho-Gebaren missfiel. Nun droht neues Unheil: das "Krawatten-Gate" erhitzt weibliche Gemüter. Parlamentarierinnen sehen ein Geschenk Sarkozys als Zeichen seiner mangelnden Wertschätzung von Frauen.

Das junge Glück im Hause Sarkozy
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Kaum hatte Sarkozy sein Machogehabe weitgehend abgelegt, stiegen die Umfragewerte wieder. Doch nun das: Am Dienstag trafen 577 schwarze Taschen im Palais Bourbon ein, dem Sitz der Nationalversammlung. In den Präsenten des Präsidenten: Ein Stift, ein Notizblock, ein Serviettenhalter - und eine hellgraue Designerkrawatte. Viele Parlamentarierinnen reagierten hellauf empört.

"Wieder ein Beweis für den Machismus, der in der politischen Klasse herrscht", zitierte die Zeitung "Le Parisien" am Mittwoch die Sprecherin der Sozialistenfraktion Aurélie Filippetti. "Sie haben vergessen, dass es hundert weibliche Abgeordnete gibt. Das sind nicht viele, aber wir sind da und brauchen keine Krawatten", sagte sie am Mittwoch vor Journalisten.

Warum kein Strumpfhalter?

Mit den Geschenken wollte Sarkozy das Parlament auf die in einer Woche beginnende EU-Ratspräsidentschaft seines Landes einstimmen. Die Taschen sind mit den Worten "Die europäische Brüderlichkeit" geschmückt. Doch die Absicht ging nach hinten los. Als "unnütz und unangemessen" bezeichnete der PS-Abgeordnete Jean-Marie Le Guen die kostspielige Geste aus dem Élysée-Palast.

Zumal die Regierung gerade eine vier Millionen Euro teure Werbekampagne für ihre Maßnahmen zur Stärkung der Kaufkraft gestartet hat. "Können sie mit dem Geld wirklich nichts anderes anfangen", zitierte "Le Parisien" Jean-Christophe Lagarde vom Neuen Zentrum. "Einfach beklagenswert."

Immerhin nahmen einige Politiker den Fauxpas mit Humor. "Ich bin enttäuscht, Sarkozy hat mir keine Strumpfhalter hineingetan", sagte der Abgeordnete Philippe Martin. Familienstaatssekretärin Nadine Morano glaubte nach dem Auspacken zwar erst an einen üblen Scherz, konnte der Aufmerksamkeit des Élysées dann aber auch etwas Gutes abgewinnen. "Krawatten können auch bei Frauen nett aussehen."

Taschen als "Unisex"-Ausgabe

Das französische Generalsekretariat für die EU-Präsidentschaft wies den Vorwurf zurück, es habe beim Entwurf der Taschen zum Stückpreis von 39 Euro nicht an Frauen gedacht. Die Taschen seien als "Unisex"-Ausgaben bestellt worden, sagte Sekretariatsleiter Claude Blanchemaison. Neben der Krawatte sei in jeder Tasche auch ein "Kosmetiktäschchen für Frauen".

Auch die Abgeordnete Filippetti fand ein "Täschchen", konnte dessen Zweck aber offenbar nicht sofort erkennen. Und das, obwohl das Geschenk vom französischen Stardesigner Philippe Starck entworfen wurde, den die Regierung als künstlerischen Leiter ihrer Ratspräsidentschaft engagiert hat.

Filippetti und mehrere Parlamentarierinnen ließen sich schließlich von ihren männlichen Kollegen die schicken Tücher binden und posierten damit lachend vor der Assemblée.

(ap)
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