Hausarrest birgt weiteres Problem Gericht im Kosovo ordnet Freilassung eines serbischen Polizisten an

Jarinje · Die Festnahme des Polizisten hatte Proteste ausgelöst. Nun soll er statt in U-Haft im Hausarrest untergebracht werden – was ein weiteres Problem mit sich bringt. Derweil will sich der serbische Präsident anscheinend um einen Abbau der Barrikaden bemühen.

 Lastwagen und Baumaschinen stehen im Kosovo als Barrikaden auf der Straße.

Lastwagen und Baumaschinen stehen im Kosovo als Barrikaden auf der Straße.

Foto: dpa/Marjan Vucetic

Ein Gericht im Kosovo hat die Freilassung des früheren serbisch-kosovarischen Polizisten angeordnet, dessen Festnahme die jüngsten Spannungen zwischen Kosovo und Serbien angeheizt hatte. Das Gericht habe statt Untersuchungshaft Hausarrest für Dejan Pantic angeordnet, sagte dessen Anwalt Ljubomir Pantovic am Mittwoch der Nachrichtenagentur AP.

Er müsse jetzt von der Polizei zu seiner Wohnung gebracht werden. Das könnte allerdings ein neues Problem aufwerfen: Denn dazu muss die Polizei laut Pantovic an den Barrikaden vorbei, die Serben aus Protest gegen Pantics Festnahme errichtet haben.

Pantic wird vorgeworfen, während eines Protestes einen kosovarischen Kollegen angegriffen zu haben. Seine Festnahme wegen Terrorvorwürfen führte zu Protesten von Serben im Kosovo, die im Norden das Landes mehrere Straßen blockierten. Es kam zu Schüssen und Explosionen in der Nähe von Soldaten der von der Nato geführten Friedenstruppe KFOR. Ernsthaft verletzt wurde niemand. Die kosovarische Regierung drohte, die Barrikaden zu räumen. Serbien ordnete die Kampfbereitschaft seiner Truppen in Grenznähe an.

Ob die Entlassung Pantics in den Hausarrest die Lage entschärft, war nicht klar. Der kosovarische Ministerpräsident Albin Kurti kritisierte die Entscheidung. „Ich bin neugierig zu erfahren, wer der Staatsanwalt ist, der einen Antrag stellt, und wer der Richter, der entscheidet, dass jemand unter Hausarrest gestellt wird, der wegen Terrorismus angeklagt ist“, sagte er.

Staatliche Medien in Serbien berichteten, Präsident Aleksandar Vucic wolle noch am Mittwoch zu Gesprächen mit den Kosovo-Serben an die Grenze reisen, um sie zum Abbau der Barrikaden zu bewegen. Staatliche Medien und Beamte in Belgrad stellten die Freilassung des Ex-Polizisten aus dem Gefängnis als „Triumph“ der Politik von Vucic dar.

Die Vereinigten Staaten und die Europäische Union äußerten sich am Mittwoch in einer gemeinsamen Erklärung besorgt über die Lage. „Wir rufen alle dazu auf, größtmögliche Zurückhaltung zu üben, sofortige Maßnahmen zu ergreifen, um die Situation bedingungslos zu deeskalieren, und von Provokationen, Drohungen oder Einschüchterungen abzusehen“, heißt es in der vom US-Außenministerium und der EU veröffentlichten Mitteilung. Man arbeite mit Vucic und Kurti zusammen, um eine politische Lösung zu finden und sich auf das weitere Vorgehen zu einigen.

Das französische Außenministerium warnte alle Reisenden in der Nähe der serbisch-kosovarischen Grenze, äußerst vorsichtig zu sein, und Versammlungen zu vermeiden, solange die Spannungen andauern.

(aku/dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort