Für EU-Russland-Dialog bei Adenauer-Stiftung zuständig Thomas Schneider darf nicht mehr nach Russland

Berlin · Nie war der Dialog zwischen Europäern und Russen wichtiger als in Zeiten der blutigen Ukraine-Krise. Doch der für den EU-Russland-Dialog zuständige Projektleiter der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) in Estland, Thomas Schneider (38), erfuhr beim Versuch, genau diesen Kontakt zu pflegen, eine harsche Abfuhr, als er in dieser Woche ein neues Gesprächsformat zwischen Jugendlichen aus Russland und Europa in Moskau starten wollte: Er bekam ein bis zum 1. 1. 2020 geltendes Einreiseverbot präsentiert.

Angela Merkel unterwegs im Krisenmodus
17 Bilder

Angela Merkel unterwegs im Krisenmodus - stressige Tage für die Kanzlerin

17 Bilder

Das sei schon "enttäuschend" gewesen, hieß es bei der KAS. Wenn Schneider von dem Schritt etwas geahnt hätte, wäre er vermutlich von seinem Dienstsitz in Tallinn gar nicht erst nach Moskau geflogen. Seit 2010 ist er für das Länderprojekt Estland und den europäisch-russischen Dialog verantwortlich. Zuvor hatte er im Bundestag gearbeitet.

Auch die Grenzbeamten selbst waren von dem Hinweis, der bei der Einreise auf ihren Rechnern erschien, offenkundig überrascht. Nach einiger Zeit belehrten sie ihn dann offiziell darüber, dass er nun in Russland fünf Jahre lang "unerwünscht" sei und er eine Bestrafung erwarten müsse, wenn er sich dieser Verfügung widersetze.

An Spekulationen über die Gründe will sich Schneider nicht beteiligen. KAS-Vorsitzender Hans-Gert Pöttering sprach von einem "besorgniserregenden Vorfall", schaltete die deutsche Botschaft in Moskau ein und verlangte von Russland Aufklärung. Auch das Kanzleramt ist involviert. Inoffiziell wird vermutet, dass Russland damit auf EU-Sanktionen reagiert, die auch mit Einreisesperren verknüpft wurden.

Der Dialog, den Schneider mitorganisiert hatte, läuft noch bis zum Wochenende und soll dem Vernehmen nach "lebhaft" sein. Junge Leute, die sich professionell für Politik interessieren, diskutieren über die aktuelle Entwicklung und die verschiedenen Sichtweisen auf die Krise. Sie ist nach diesem Schritt nicht kleiner geworden.

(may-)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort