Konflikt entschärft Israel entfernt Metalldetektoren am Tempelberg

Jerusalem · Israel lenkt ein und beendet den umstrittenen Einsatz von Metalldetektoren am Eingang zu den heiligen Stätten in Jerusalem. Die Palästinenser sahen darin einen Versuch Israels, mehr Kontrolle über den Tempelberg zu gewinnen. Bei Protesten starben mehrere Menschen.

 Polizisten entfernen außerhalb der Al-Aksa-Moschee in der Jerusalemer Altstadt die umstrittenen Metalldetektoren.

Polizisten entfernen außerhalb der Al-Aksa-Moschee in der Jerusalemer Altstadt die umstrittenen Metalldetektoren.

Foto: dpa, SS hjb

Das israelische Sicherheitskabinett erklärte am frühen Dienstag, künftig solle eine "ausgefeiltere Technologie" für die Kontrollen vor Ort benutzt werden. Auf Empfehlung aller Sicherheitsorgane wolle man die Metalldetektoren durch "Sicherheitsinspektionen auf der Grundlage hoch entwickelter Technologien und andere Mittel" ersetzen, teilte das Büro von Regierungschef Benjamin Netanjahu am Dienstag mit. Wann genau die Metalldetektoren ersetzt werden sollen oder was konkret als Ersatz vorgesehen ist, blieb offen.

Israelische Medien hatten zuvor berichtet, hochauflösende Kameras seien die Alternative, die dazu in der Lage seien, versteckte Gegenstände aufzuspüren. Aufnahmen der Nachrichtenagentur AP zeigten zuvor Arbeiter und schweres Gerät am Eingang der von Muslimen und Juden verehrten Hochfläche in Jerusalem.

Der Tempelberg (Arabisch: Al-Haram Al-Scharif) ist das drittwichtigste Heiligtum des Islams nach Mekka und Medina. An ihm befindet sich auch die jüdische Klagemauer, einziger Überrest des von den Römern im Jahr 70 zerstörten Zweiten Jüdischen Tempels.

Die Metalldetektoren waren installiert worden, nachdem Bewaffnete Mitte Juli auf dem Gelände am Tempelberg zwei israelische Polizisten getötet hatten. Die Einrichtung der Kontrollgeräte führte zu Empörung unter Palästinensern und Muslimen weltweit. Sie kritisierten, mit der Installation der Detektoren wolle Israel die Kontrolle über den Berg an sich ziehen.

 Israelische Polizisten stehen am 24.Juli an einer Sicherheitsschranke außerhalb der Al-Aksa-Moschee in der Jerusalemer Altstadt.

Israelische Polizisten stehen am 24.Juli an einer Sicherheitsschranke außerhalb der Al-Aksa-Moschee in der Jerusalemer Altstadt.

Foto: dpa, SS joh

Der palästinensische UN-Botschafter Rijad Mansur hatte am Montag in New York gesagt, die Menschen blieben in den Straßen, bis die Detektoren von dem Gebiet in Jerusalem entfernt würden. Die Palästinenser hätten jegliche Zusammenarbeit mit Israel beendet, auch in Sicherheitsfragen.

Zahlreiche muslimische Gläubigen blieben dem Areal mit der Al-Aksa-Moschee und dem Felsendom zudem aus Protest gegen die neuen Überwachungsmaßnahmen fern und beteten nach einer Aufforderung der palästinensischen Religionsbehörden außerhalb des Geländes.

Der UN-Sonderbeauftragte für den Nahen Osten, Nicolaj Mladenow, warnte, die Tempelberg-Krise habe das Potenzial, den politischen Streit zwischen Israelis und Palästinensern auf eine religiöse Ebene zu heben, von der weltweit Millionen oder gar Milliarden Menschen betroffen sein könnten.

Die israelische Ex-Außenministerin Zipi Livni hielt einen religiösen Krieg Israels mit der muslimischen Welt für möglich. "Wir sind einen Schritt entfernt davon, unseren Konflikt mit den Palästinensern und unsere Zusammenarbeit mit Jordanien und anderen sunnitischen Nationen in ein panmuslimisches Ereignis gegen den Staat Israel zu verwandeln", sagte sie dem israelischen Armee-Radio.

(sbl)
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