Kommunalwahl in der Türkei Ein Lebenszeichen

Meinung | Düsseldorf · Die türkische Opposition hat der regierenden AKP bei der Kommunalwahl mehrere Großstädte abgejagt – zuletzt sogar das prestigeträchtige Istanbul. Das ist ein Lebenszeichen.

Sie mag sich als Sieg tarnen, doch die Schlappe, die die Kommunalwahl für den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan bedeutet, kommt einer leisen Revolution gleich. Auch wenn er mit seinem Bündnispartner, der nationalistischen MHP, 52 Prozent errungen hat – die großen Metropolen gehen Erdogan eine nach der anderen von der Fahne. Und mit Istanbul und Ankara auch die beiden politischen Schwergewichte im Land.

Erdogan verkündete zwar, seine Partei habe „in den meisten“ Städten und Gemeinden die Mehrheit geholt. Nennen wollte er allerdings keinen einzigen dieser Orte. Warum? Weil sie der symbolischen und politischen Schlagkraft der verlorenen Städte nichts entgegensetzen können. Istanbul, Ankara, Izmir, Antalya, Adana – es sind die wirtschaftlichen Motoren des Landes, die der Regierung angesichts einer immer weiter eskalierenden Wirtschaftskrise die rote Karte gezeigt haben. Der kranke Mann am Bosporus, wie das Osmanische Reich im 19. Jahrhundert genannt wurde, hat sich am Sonntag vital wie lange nicht mehr gezeigt – ein hoffnungsvolles Lebenszeichen.

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