Sie wollte Premierministerin werden Thailändischer König verbietet Prinzessin Kandidatur

Bangkok · Mit ihrer überraschenden Ankündigung einer Kandidatur bietet Ubolratana dem mächtigen Militär die Stirn und bricht mit einer jahrzehntelangen Tradition. Ihr Bruder, der König, verbietet ihr aber ein Antreten bei der Wahl.

 König Maha Vajiralongkorn hat seiner Schwester die Kandidatur verboten.

König Maha Vajiralongkorn hat seiner Schwester die Kandidatur verboten.

Foto: AP/Sakchai Lalit

Die älteste Schwester des thailändischen Königs Maha Vajiralongkorn hat überraschend ihre Kandidatur für die Parlamentswahl im März angekündigt. Die 67-jährige Ubolratana Mahidol hatte vor, damit auf direkte Konfrontation zur Militärführung um den amtierenden Regierungschef Prayut Chan-o-cha zu gehen, der seit dem Putsch von 2014 an der Macht ist und als Favorit für die Wahl gilt. Der König legte aber sein Veto gegen ihre Kandidatur ein. Er verfügte, dass sich kein Mitglied des von den Thailändern hochverehrten Königshauses in die aktive Politik begeben darf.

Das ist eigentlich schon jahrzehntelang Tradition in Thailand. Doch Ubolratana und die Oppositionspartei Thai Raksa Chart, die sie als Spitzenkandidatin nominierte, brachen mit dieser Tradition und lösten so ein regelrechtes Erdbeben in der thailändischen Politik aus.

Viele Thailänder waren zunächst davon ausgegangen, dass sich die Prinzessin die Zustimmung ihres Bruders gesichert hatte, bevor sie ihre Kandidatur offiziell machte. Doch in einer Erklärung aus dem Königspalast, die am Freitagabend im Fernsehen verlesen wurde, sagte Vajiralongkorn die Kandidatur seiner Schwester sei „unangemessen“ und nicht mit den Prinzipien der Verfassung vereinbar.

 Ubolratana Mahidol, Prinzessin von Thailand, winkt vor dem Grand Palace.

Ubolratana Mahidol, Prinzessin von Thailand, winkt vor dem Grand Palace.

Foto: dpa/-

Wie die „Bangkok Post“ berichtete, trifft die Anordnung auch auf Ubolratana zu, obwohl ihr der Titel der Prinzessin aberkannt wurde, als sie 1972 einen Amerikaner heiratete. Der Tradition nach sei sie immer noch ein Mitglied der königlichen Familie, hieß es demnach in der Erklärung des Monarchen.

Die Partei Thai Raksa Chart steht dem im Exil lebenden ehemaligen Ministerpräsidenten Thaksin Shinawatra nahe, den das Militär versucht, mit allen Mitteln von der Macht fernzuhalten. Er und seine Schwester Yingluck wurden vom Militär 2006 und 2014 gestürzt. Ihre Parteien haben aber alle Wahlen seit 1998 gewonnen.

Ubolratana ist das älteste der vier Kinder des 2016 verstorbenen Königs Bhumibol Adulyadej und der Königin Sirikit. Nach ihrer Hochzeit mit Peter Jensen, einem Kommilitonen an der US-Eliteuniversität Massachusetts Institute of Technology, ließ sie sich in den USA nieder und brachte drei Kinder zur Welt. Nach der Scheidung zog sie 2001 zurück nach Thailand.

Seither hat sie sich sozial engagiert, insbesondere mit ihrer Stiftung, die sich gegen Drogenmissbrauch durch Jugendliche einsetzt. Auf der internationalen Bühne warb sie zudem wiederholt für Thailand als Urlaubsland und für thailändische Filme. Aus dem politischen Tumult der vergangenen Jahre hielt sie sich in der Öffentlichkeit weitgehend heraus.

Der auf Südostasien spezialisierte Politikwissenschaftler Allen Hicken der University of Michigan sagte, Ubolratanas Kandidatur mische die Karten in der thailändischen Politik neu. „Wenn mit Thaksin verbündete Parteien die Wahl gewinnen, macht es das für das Militär und Royalisten sehr schwer, das Egebnis anzufechten, dagegen zu protestieren oder es aufzuheben.“

Der Parteichef von Thai Raksa Chart, Preechapol Pongpanit, wischte Fragen zu Thaksin beiseite. „Ich glaube nicht, dass (Herr) Thaksin daran beteiligt sein wird“, sagte er. „Ich glaube nicht, dass es angemessen ist, über eine dritte Person zu sprechen.“

(kron/dpa)
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