Treffen in Warschau Klimakonferenz — der Eklat war unausweichlich

Warschau · Das Treffen in Warschau brachte Erfolge für die ärmeren Länder, aber bei der Treibhaus-Reduktion eher Rückschläge als Fortschritte.

Was wie viel CO2 verursacht
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Foto: AP

Angehaltene Konferenz-Uhren, Kampf um härtere Formulierungen bis zuletzt, der übliche nächtliche Sitzungsmarathon zum Abschluss — all das kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass auf dem Warschauer Klima-Gipfel nur in sehr wenigen Fragen Fortschritte erzielt worden sind. Die wichtigsten Fakten im Überblick:

Können Schwellen- und Entwicklungsländer mit Hilfe rechnen?

Die Staatengemeinschaft kommt ihrem Ziel näher, jährlich 100 Milliarden Dollar (80 Milliarden Euro) bereitzustellen, damit sich entwickelnde Länder zum einen ihren CO2-Ausstoß durch moderne Techniken begrenzen und zum anderen sich an die Folgen des Klimawandels anpassen können (zum Beispiel durch den Deichbau). Wer wie viel zahlt, bleibt jedoch noch Verhandlungssache. Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) sagte für den in Geldnot geratenen und vor allem von den Europäern finanzierten Anpassungsfonds 30 Millionen Euro zu. Für die Erhaltung tropischer Wälder, deren Rodung dem Klima enorm schadet, soll es ebenfalls Geld geben.

Stellen sich die Industriestaaten ihrer besonderen Verantwortung gegenüber ärmeren Ländern?

Sönke Kreft von der unabhängigen Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch hat in dieser Frage in Warschau erfreuliche Tendenzen beobachtet. Es gebe Ansätze dafür, gemeinsam vom Klimawandel ausgelöste Wanderungsbewegungen zu managen, Versicherungslösungen für Katastrophenfälle zu suchen und die Verursacher — also die Industrieländer — beim Notlagenmanagement stärker in die Pflicht zu nehmen.

Warum haben trotz dieser Ergebnisse die meisten großen Umweltschutzverbände wie Greenpeace und WWF die Konferenz unter Protest verlassen?

Bei der zentralen Frage neuer Zusagen für die Eindämmung der Treibhausgas-Emissionen, die 2015 in Paris in einen Weltklimavertrag münden sollen, gab es keinen Fortschritt. Auch Germanwatch teilt die Ansicht, dass sich nach dem Abrücken Australiens und Japans von längst vereinbarten Zielen die Verhandlungen bei diesem Thema "rückwärts statt vorwärts" (WWF) bewegen. Kreft erläuterte, dass es eine Arbeitsteilung zwischen den Umweltverbänden gebe. Die "Big-Logo-Organisationen" sollten mit ihrem drastischen Schritt die Öffentlichkeit alarmieren, während eher im Hintergrund arbeitende Organisationen wie Germanwatch in Warschau bleiben sollten. "Ohne Beobachter liefe es schlechter", sagt Kreft.

Wie sieht nach Warschau der Fahrplan der Klimakonferenzen aus?

Bei dem Treffen in der polnischen Hauptstadt ist es nicht gelungen, weitere Etappen für das geplante "Paris-Protokoll" abzustecken. Es soll das Kyoto-Protokoll ersetzen und erstmals auch die Schwellen- und Entwicklungsländer auf nationale Klimaschutzziele verpflichten. Die Teilnahme von Staaten wie China oder Indien ist entscheidend für den Erfolg solcher Abkommen. Vor allem die Schwellenländer waren in Warschau jedoch nicht zu Zugeständnissen bereit, weil sich mehrere Industriestaaten von ihren Klima-Zielen distanziert haben.

Ist die Kritik am Gastgeberland berechtigt?

Polen blockiert in der EU das Vorhaben, die längst erreichten 20 Prozent CO2-Minderung bis 2015 zu verschärfen, weil das Land bei der Stromerzeugung fast ausschließlich auf Kohle setzt. Während der Konferenz wurde der Gastgeber, Umweltminister Marcin Korolec, seines Amtes im Kabinett enthoben. Greenpeace Polen nannte den Vorgang schlicht "irre". Der Stil der Konferenzführung war für die Umweltschützer ein weiterer Grund, die Konferenz vorzeitig zu verlassen.

Was sagen die Klima-Experten?

Jede fünfte Stadt in Europa wird durch Flusshochwasser "sehr verwundbar". Darauf weist das Climate Action Network hin. Unter Berufung auf Daten der Europäischen Umweltagentur heißt es, allein die Flut- und Hochwasserschäden in Küstengebieten könnten sich in den kommenden Jahrzehnten auf bis zu 25 Milliarden Euro jährlich summieren.

(RP)
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