„Letzte große Hoffnung“ UN-Klimakonferenz in Glasgow startet mit starken Appellen

Glasgow · Mit etwas Verzögerung hat die Weltklimakonferenz COP26 im schottischen Glasgow nun offiziell begonnen. Zu Beginn gab es eine Schweigeminute und eindringliche Appelle. Die Aktivistin Greta Thunberg verteidigt derweil radikale Protestformen.

 Alok Sharma, Präsident des Gipfels, spricht zur Eröffnung.

Alok Sharma, Präsident des Gipfels, spricht zur Eröffnung.

Foto: AP/Alberto Pezzali

Unter dem Vorsitz von Großbritannien verhandeln ab diesem Sonntag Regierungsvertreterinnen und -vertreter aus rund 200 Staaten zwei Wochen lang über eine ambitioniertere globale Klimapolitik. Ausrichter der Veranstaltung sind die Vereinten Nationen. Die offizielle Eröffnungszeremonie, deren Beginn sich um etwa eine Stunde verzögerte, begann mit einer Schweigeminute für die Opfer der Corona-Pandemie.

Der britische Gastgeber betonte die Bedeutung des Treffens für das Erreichen des Pariser Klimaziels. „Lassen Sie uns sicherstellen, dass Glasgow hält, was Paris versprochen hat“, sagte der frisch gewählte britische Präsident der COP26, Alok Sharma, am Sonntag in Glasgow.

Das Fenster, das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen, schließe sich, sagte er. Es häuften sich Überschwemmungen, Wirbelstürme und Rekordtemperaturen. Die Welt verändere sich zum Schlechteren und die Menschheit könne das nur gemeinsam bekämpfen. „Diese COP ist unsere letzte große Hoffnung, 1,5 Grad im Rahmen des Möglichen zu halten. Diese internationale Konferenz muss liefern.“

„In Glasgow kann und muss die Weltgemeinschaft die noch offenen Fragen zu den Regeln der internationalen Zusammenarbeit beim Klimaschutz abschließend klären. Wenn das gelingt, dann kann Glasgow eine neue Phase der internationalen Klima-Zusammenarbeit einleiten“, sagte die geschäftsführende Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) zum Auftakt der Konferenz. Jetzt müsse es darum gehen, einen Schwerpunkt auf die konkrete Umsetzung der Klimaziele zu legen. „Das ist dringend nötig: Die Welt ist noch lange nicht auf 1,5 Grad-Kurs“, sagte Schulze. Gemeint ist das oberste Ziel der Vertragsstaaten, die Erderhitzung möglichst unter 1,5 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit zu halten. Darauf hatten sich die Staaten bei der entscheidenden Weltklimakonferenz in Paris vor sechs Jahren verbindlich verständigt.

Der britische Premierminister Boris Johnson erklärte am Morgen, er hoffe auf eine „Atmosphäre der Verantwortung und Ambition“, um das Pariser Ziel am Leben zu halten.

Auch der geschäftsführende Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) appellierte zum Start an die Weltgemeinschaft: „Die weltweite Klimakatastrophe lässt sich verhindern. Wir haben die Technologie und das Wissen, allein entscheidend ist der weltweite Wille zum entschlossenen Handeln.“ Die Industriestaaten trugen die „Hauptverantwortung einer ökologisch, sozialen weltweiten Wachstumswende“, erklärte Müller.

Bis zum 12. November wollen die Staatenvertreter miteinander verhandeln. Es reisen voraussichtlich etwa 25 000 Menschen an, darunter Tausende Journalisten und Klimaschutzaktivisten.

Zentrale Themen sind der Handel zwischen den Staaten bei der Reduktion von Treibhausgasen sowie die Finanzierung von Schäden und Verlusten durch die Erderwärmung vor allem in ärmeren Ländern.

 Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg in einem Interview mit dem britischen Journalisten Andrew Marr.

Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg in einem Interview mit dem britischen Journalisten Andrew Marr.

Foto: AFP/JEFF OVERS

Umweltaktivistin Greta Thunberg hat derweil radikale Protestformen im Kampf für mehr Klimaschutz verteidigt. Manchmal sei es eben notwendig, einige Menschen zu verärgern, um auf Themen aufmerksam zu machen, sagte die Schwedin am Sonntag der BBC zum Auftakt des Klimagipfels.

(hebu/dpa)
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