Ukraines Militärgeheimdienstchef Budanow glaubt an russische Niederlage bis zum Jahresende

Kiew · Der Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes, Kirilo Budanow, sagt einen militärischen „Wendepunkt“ im Krieg für die zweite Augusthälfte voraus. Noch vor Jahresende wird der Krieg seiner Meinung nach mit einer Niederlage für Russland enden.

Ein Soldat der ukrainischen Nationalgarde (Symbolbild).

Ein Soldat der ukrainischen Nationalgarde (Symbolbild).

Foto: dpa/Bernat Armangue

Mit heftigem Widerstand haben die ukrainischen Truppen nach eigenen Angaben den russischen Vormarsch im Osten des Landes abgebremst. Die Soldaten hätten die Versuche des Gegners zurückgeschlagen, einen Fluss zu überqueren und die Stadt Sewerodonezk einzukesseln, teilte der Gouverneur der Region Lugansk, Serhij Gajdaj, am Samstag mit. Im Norden zogen sich die russischen Streitkräfte laut ukrainischen Angabe aus der Großstadt Charkiw zurück.

„An der Grenze zur Region Donezk, auf der Seite der Stadt Popasna, wird derzeit heftig gekämpft“, erklärte Gajdaj. Nach Angaben des Gouverneurs erlitten die russischen Truppen schwere Verluste an Soldaten und Ausrüstung. Aus abgehörten Telefongesprächen habe die ukrainische Seite erfahren, „dass ein ganzes russisches Bataillon sich geweigert hat, anzugreifen, weil sie gesehen haben, was passiert“. Luftaufnahmen zeigten Dutzende von zerstörten Panzerfahrzeugen am Flussufer sowie zerstörte Pontonbrücken.

Die russischen Truppen hätten schwere Verluste erlitten, nachdem die ukrainischen Streitkräfte ihren Versuch der Überquerung des Flusses zurückgeschlagen hätten, teilte das britische Verteidigungsministerium mit. Das Manöver spreche „für den Druck, unter dem die russischen Befehlshaber stehen, ihre Operationen in der Ostukraine voranzubringen“. Das Ministerium erklärte, dass die russischen Streitkräfte „trotz der Konzentration ihrer Kräfte in diesem Gebiet keine nennenswerten Fortschritte gemacht haben“.

Der ukrainischen Armee gelang es zudem nach eigenen Angaben, die russischen Truppen aus der nördlichen Stadt Charkiw zu vertreiben - die für Moskau ein vorrangiges Ziel gewesen war. In der Region Charkiw „konzentrieren sich die Bemühungen des Feindes vor allem darauf, den Rückzug seiner Einheiten aus der Stadt Charkiw sicherzustellen“, sagte ein Sprecher des ukrainischen Generalstabs.

Der Gouverneur der Region Charkiw, Oleg Synegubow, erklärte unterdessen in einem Video im Messergerdienst Telegram, dass die ukrainischen Streitkräfte einen Gegenangriff in Richtung der nordöstlichen Stadt Isjum unternähmen.

„Die schrittweise Befreiung der Region Charkiw beweist, dass wir niemanden dem Feind überlassen werden“, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in seiner täglichen Videoansprache am Freitag. Seine Truppen würden für die Rückeroberung aller besetzten und belagerten Gebiete kämpfen.

Dazu gehörte auch die südliche Hafenstadt Mariupol, wo sich die letzten ukrainischen Verteidiger in dem riesigen Werk von Asow-Stahl verschanzt haben. Die „sehr schwierigen Verhandlungen“ über die Evakuierung von verletzten Soldaten aus der Anlage dauerten an, sagte Selenskyj. Die russische Armee griff das Werk weiterhin mit Artillerie und aus der Luft an, wie der ukrainische Generalstab mitteilte.

Der Chef des ukrainischen Militärgeheimdienstes, Kirilo Budanow, sagte unterdessen einen militärischen „Wendepunkt“ in dem Konflikt für die zweite Augusthälfte voraus. Noch vor Jahresende werde der Krieg mit einer Niederlage für Russland enden, erklärte er.

Trotz der militärischen Rückschläge für Russland konnte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) nach eigenen Angaben bei einem Telefonat mit Wladimir Putin am Freitag keinen Änderung im Verhalten des Kreml-Chefs erkennen. Dabei sei klar, dass Russland keines seiner zu Beginn genannten Kriegsziele erreicht habe, sagte Scholz dem Nachrichtenportal „t-online“. Deswegen sollte Putin langsam klar werden, „dass ein Ausweg aus dieser Situation nur über eine Verständigung mit der Ukraine führt“.

Bei einem Treffen der G7-Außenminister bekräftigte die Gruppe führender Industriestaaten ihre Solidarität mit der Ukraine und erklärte, von Russland durch den Angriffskrieg angestrebte neue Grenzziehungen „niemals“ zu akzeptieren. „Wir werden niemals Grenzen anerkennen, die Russland durch militärische Aggression zu verschieben versucht hat“, hieß es in einer Erklärung.

mkü/dja

(felt/AFP)
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