Nordkorea Kim Jong Un sagt wichtige Staatsfeier ab

Seoul · Wie geht es Kim Jong Un? Seit Wochen wird über den Gesundheitszustand des nordkoreanischen Machthabers spekuliert. Jetzt fehlt sein Name auf der offiziellen Liste der Ehrengäste zum 69. Jahrestag der Arbeiterpartei in Nordkorea. Er soll angeblich nur eine Kur machen, aber stimmt das?

 Dieses undatierte Foto ist im Juli von der Nordkoreanischen Nachrichtenagentur KCNA verbreitet worden und zeigt Kim Jong Un, begleitet von seiner jüngeren Schwester Kim Yo Jong (rechts). Medien spekulieren, dass sie derzeit die Entscheidungen abzeichnet, seit dem Kim Jong Un sich nicht mehr in der Öffentlichkeit zeigt.

Dieses undatierte Foto ist im Juli von der Nordkoreanischen Nachrichtenagentur KCNA verbreitet worden und zeigt Kim Jong Un, begleitet von seiner jüngeren Schwester Kim Yo Jong (rechts). Medien spekulieren, dass sie derzeit die Entscheidungen abzeichnet, seit dem Kim Jong Un sich nicht mehr in der Öffentlichkeit zeigt.

Foto: dpa

Der nordkoreanische Staatschef Kim Jong Un lässt offenbar erneut einen Auftritt in der Öffentlichkeit ausfallen und nährt damit Spekulationen über seinen Gesundheitszustand. Zum ersten Mal seit drei Jahren stand der 31-Jährige nicht auf einer Liste von Ehrengästen zum Jahrestag der Gründung der Arbeiterpartei, der am Freitag gefeiert werden sollte. Kim wurde bereits seit über einem Monat nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen. Zuletzt kam er am 3. September humpelnd zu einem Konzert.

Auf einer offiziellen Liste werden zu der Feier zum 69. Jahrestag hochrangige Regierungs-, Militär- und Parteivertreter aufgeführt, nicht aber Kim. Ein Korb mit Blumen mit dem Namen Kims sei vor die Statuen seines Vaters und Großvaters gestellt worden, die beide ebenfalls Nordkorea geführt hatten.

Kim Jong Un soll eine Kur machen

Kims Abwesenheit in den vergangenen sechs Wochen verbunden mit Andeutungen nordkoreanischer Medien über eine Krankheit hatten auch im Ausland die Gerüchteküche in Gang gesetzt. So gab es Vermutungen, es könnte in dem von der Außenwelt abgeschotteten Land nicht rund laufen. Bei einem Überraschungsbesuch zum Abschluss der Asienspiele in Südkorea letzte Woche hatten drei hochrangige nordkoreanische Führer versichert, Kim sei gesund. Aber auch das hatte die Gerüchte nicht zum Verstummen gebracht. Zuvor hatte es geheißen, er mache eine Kur zur Erholung.

Im September hatte Kim schon bei einer Parlamentssitzung gefehlt - zum ersten Mal in seiner Amtszeit. Und in dieser Woche war er bei einem Treffen zum Gedenken der Wahl seines verstorbenen Vaters zum Vorsitzenden der kommunistischen Einheitspartei auch nicht dabei. In der Berichterstattung der Medien über die Rückkehr der Athleten von den Asienspielen tauchte er ebenfalls nicht auf - obwohl es eine aufwendige Begrüßungszeremonie für sie gab, als sie in die Hauptstadt zurückkehrten.

Die bislang letzten Bilder zeigen einen übergewichtigen Parteiführer, der durch eine Dachziegelfirma hinkt. Der Kommentar des Staatsfernsehens: "Unser Marschall erhellt dem Volk den Weg wie eine Flamme - trotz seines Unwohlseins."

Berichte vermuten Gicht

Die Diagnose für Kim übernahmen andere: Vielleicht habe Kim Gicht, meldeten Reporter aus Südkorea. Oder Zucker. Oder Bluthochdruck. Ein britischer Bericht wollte wissen, den Diktator, der einst in der Schweiz zur Schule ging, habe seine große Leidenschaft für Käse außer Gefecht gesetzt. Eine Schlagzeile in Seoul brachte eine südkoreanische Essgewohnheit als Grund für Kims Unpässlichkeit ins Spiel: zuviel gebratenes Huhn und Bier.

Viele sind von der Vorstellung fasziniert, was wohl geschieht, falls Kim tatsächlich ausfallen sollte. Nordkorea verfügt über eine riesige Armee und eine Handvoll Atombomben und entwickelt dafür Trägerraketen, die bis in die USA fliegen sollen. Nominell ist das Land eine stalinistische Volksdemokratie, doch wird es seit seiner Gründung 1948 von einer kommunistischen Familiendynastie regiert.

Großvater Kim Il Sung herrschte bis 1994, dessen Sohn Kim Jong Il bis zu seinem Tod Ende 2011. Enkel Kim Jong Un hat noch keine erwachsenen Erben. Sollte er regierungsunfähig werden, entstünde ein Machtvakuum.

(ap)
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