Nordkorea Kim Jong Un entmachtet seinen Onkel und Mentor

Seoul · Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un räumt in seiner Führungsriege weiter auf. Jetzt hat er seinen Onkel und Mentor Jang Song Thaek entmachtet. Ihm werden staatsfeindliche Akte, Korruption und Drogenmissbrauch zur Last gelegt.

Kim Jong Un lässt seinen Onkel abführen
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Die Regierung in Pjöngjang bestätigte am Montag, dass der bislang zweitwichtigste Mann im nordkoreanischen Staat aus seinem Amt entfernt wurde. Jang habe die Ziele der Kommunistischen Partei verfälscht und geschwächt, hieß es in einer über die Staatsmedien verbreiteten Erklärung. Er habe in der Partei eine eigene Fraktion gegründet und ein illusionäres Bild seiner selbst verbreitet.

Schon vor einigen Tagen hatte der südkoreanische Geheimdienst Informationen gestreut, wonach Jang entmachtet worden sei. Zwei Vertraute Jangs sollen exekutiert worden sein.

Unter Experten herrscht Uneinigkeit darüber, was der Umbau der Führungsspitze für die Zukunft Nordkoreas bedeutet. Den einen gilt der Rauswurf Jangs als Fingerzeig, dass Kim zwei Jahre nach seinem Amtsantritt versucht, seine Macht zu konsolidieren.

Andere Beobachter sehen das jüngste Durchgreifen auch als Zeichen für das wachsende Selbstbewusstsein des jungen Machthabers. "Ich denke, das zeigt, das Kim Jong Un die Zügel fest in der Hand hält und mutig genug ist, selbst die ranghöchsten Funktionäre zu entfernen", sagte der Asienexperte Bruce Klingner von der US-Denkfabrik Heritage Foundation. "Es gibt keinen Grund zu glauben, dass sich die nordkoreanische Politik mit dem Rauswurf in irgendeiner Weise ändern wird, oder dass die Kim-Dynastie plötzlich ihr schlechtes Verhalten überdenkt".

In Seoul wird allerdings befürchtet, dass die Entmachtung einer so wichtigen politischen Figur wie Jang zu einer gefährlichen Instabilität in der Region führen könnte. Der Geschasste galt etwa als großer Verfechter von Wirtschaftsreformen nach dem chinesischen Modell.

Jang ist mit einer Schwester des verstorbenen Machthabers Kim Jong Il verheiratet, des Vaters von Kim Jong Un. Dieser regiert das Land nun ohne seinen Onkel, der lange als sein Mentor gegolten hatte.

Zuletzt war Jang am 6. November in nordkoreanischen Medien gezeigt worden. Er war früher schon einmal von der Macht entfernt worden, bekleidete aber später wieder einflussreiche Ämter in Nordkorea.

Jetzt ist seine Karriere offenbar endgültig vorbei. Ihm wurde in der Erklärung Machtmissbrauch vorgehalten. Jang sei "in Unregelmäßigkeiten und Korruption verwickelt" gewesen. Auch habe er "unschickliche Beziehungen mit Frauen" gehabt. Während einer medizinischen Behandlung im Ausland soll er in Casinos gespielt haben, wie es weiter hieß.

Jang ist nach einer Reihe von Entlassungen im Staatsapparat der bislang bedeutendste Politiker, der gehen muss. Erst im vergangenen Jahr feuerte Kim den bisherigen Militärchef Ri Yong Ho - offiziellen Angaben zufolge wegen einer Krankheit. Doch Experten gehen davon aus, dass Ri weggeschickt wurde, weil Kim die Machtstrukturen neu ordnen wollte.

(ap)
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