Regierung entschuldigt sich für Übergriff Ukraine: Video zeigt Gewalt gegen nackten Demonstranten

Kiew · Immer wieder beschuldigen die Oppositionellen in der Ukraine die Polizei, gewaltsam gegen Demonstranten vorzugehen. Nun zeigt ein Video, wie Spezialeinheiten einen nackten und offensichtlich misshandelten Demonstranten vorführen. Entsprechend groß ist die Empörung in der Ukraine.

 Der Screenshot zeigt den nackten Demonstranten neben einem vermummten Beamten.

Der Screenshot zeigt den nackten Demonstranten neben einem vermummten Beamten.

Foto: Screenshot Youtube

Das Video dauert gut eine Minute. Zu sehen ist ein nackter Mann, der lediglich ein paar Socken in der Eiseskälte trägt. Er will in einen Polizeibus einsteigen, wird aber zurückgerufen. Der Mann steht inmitten einer Gruppe von Beamten der berüchtigten Spezialeinheit Berkut. Er wird gezwungen, mit einem der Vermummten im Schnee zu posieren. Ihm wird ein Spaten in die Hand gedrückt. Der neben dem Demonstranten posierende Beamte schlägt ihn, hält ihn fest im Nacken. Als der Gefangene schließlich wieder in den Polizeibus steigt, sieht man auf seinem Rücken deutlich blaue Flecken — Spuren einer offensichtlichen Misshandlung.

Zunächst war das Video ins Internet gestellt worden, ist etwa bei Youtube mit Altersbeschränkung zu sehen. Mehr als anderthalb Millionen Menschen wurde es bereits angeklickt, und inzwischen berichten auch oppositionelle Medien in der Ukraine darüber. Wie ein Lauffeuer verbreitet sich der Clip, sodass inzwischen auch die ukrainische Regierung reagieren musste.

In einer Erklärung des Innenministeriums hieß es, dass sich die Behörde "wegen des indiskutablen Handelns von uniformierten Personen" entschuldige. Die Echtheit des Videos wurde damit bestätigt und eine Untersuchung der Geschehnisse angekündigt. "Minister Witali Sachartschenko hat mit Nachdruck auf die Unzulässigkeit solcher Taten hingewiesen", heißt es in der Erklärung weiter. Der Demonstrant selbst, so sagte der Oppositionspolitiker Andrej Parubi der Nachrichtenagentur AFP, soll nach dem Vorfall im Protestlager auf dem Maidan-Platz eingetroffen und medizinisch behandelt worden sein.

Dem Innenministerium unterstellt

Dass die Beamten der Einheit Berkut (Steinadler) so gegen Demonstranten vorgeht, dürfte innerhalb der Opposition kaum jemanden überraschen. Wie die Deutsche Welle auf seiner Webseite berichtet, hat die Spezialeinheit in den vergangenen Jahren immer wieder die Öffentlichkeit mit Brutalität und Aggressivität schockiert. So etwa bei der blutigen Niederschlagung der Studentenproteste Ende November auf dem Maidan.

Eigentlich, so schreibt der Sender, sei die Einheit zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität eingerichtet worden. Doch nach Angaben des Innenministeriums zähle inzwischen die "Sicherung der öffentlichen Ordnung bei staatlichen, aber auch gesellschaftlichen, politischen und religiösen Veranstaltungen sowie bei Sport- und Kulturereignissen" zu den Hauptaufgaben der Berkut. Und bis heute regelten nur Normativakte des Ministeriums die Einheit.

Allein die Führung des Innenministeriums entscheide als über die Gruppe, das Parlament habe keine Kontrolle. Entsprechend fraglich dürfte es auch sein, inwieweit der Vorfall mit dem nackten und misshandelten Demonstranten tatsächlich aufgeklärt werden kann bzw. wird.

mit Agenturmaterial

(das)
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