Krieg in der Ukraine Selenskyj spricht von bevorstehender „historischer Woche“

Kiew · Im Osten der Ukraine wird weiter schwer gekämpft. Präsident Wolodymyr Selenskyj sagt zudem eine weitere Verschärfung der Gefechte voraus - und richtet seinen Blick auf ein wichtiges Treffen in dieser Woche. Ein Überblick über die Entwicklungen in der Nacht.

 Eine ukrainische Flagge weht vor Gebäuden in Kiew.

Eine ukrainische Flagge weht vor Gebäuden in Kiew.

Foto: dpa/Natacha Pisarenko

Die Kämpfe um das Verwaltungszentrum Sjewjerodonezk im Osten der Ukraine laufen mit unverminderter Härte weiter. Russland habe den Artillerieeinsatz verstärkt und mehr Angriffstruppen eingesetzt, um die Offensive im Donbass zu beleben, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in der Nacht zu Montag. Doch die ukrainischen Verteidiger hielten alle umkämpften Punkte wie Sjewjerodonezk, Lyssytschansk oder Awdijiwka.

Selenskyj sprach von schweren, aber auch geschichtsträchtigen Tagen, die dem Land bevorstünden. „Morgen beginnt eine wahrlich historische Woche, wenn wir von der Europäischen Union die Antwort zum Kandidatenstatus der Ukraine hören“, sagte Selenskyj. Eben wegen dieser Entscheidung werde Russland aber seine „feindlichen Handlungen demonstrativ verstärken“ und dabei nicht nur die Ukraine, sondern auch andere europäische Länder ins Visier nehmen, warnte er.

Die EU-Kommission hatte am Freitag empfohlen, der Ukraine den Status eines Beitrittskandidaten zu verleihen. Dem müssen aber noch alle 27 Mitgliedsstaaten zustimmen. Die endgültige Entscheidung soll beim EU-Gipfel am 23./24. Juni fallen. EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen rechnet nach eigenen Worten fest damit, dass die Ukraine den Kandidatenstatus bekommen wird, wie sie am Sonntagabend in der ARD-Talksendung „Anne Will“ sagte.

Nach Einschätzung der Militärexperten des Institute for the Study of the War (ISW) ist die russische Offensive im Donbass ins Stocken geraten. Russlands Überlegenheit bei der Artilleriebewaffnung reiche bislang nicht für die Einnahme von Sjewjerodonezk aus.

„Russlands konzentrierte Artilleriekapazität gepaart mit wohl geschwächten Infanterieeinheiten bleibt unzureichend, um russische Fortschritte in Sjewjerodonezk zu erzielen“, urteilte das ISW in seiner Analyse. Moskauer Truppen kämpften weiter um die Kontrolle der Stadt, hätten aber wenig Fortschritte gemacht.

Russisches Militär spricht von Fortschritten

Das russische Militär spricht hingegen von einer positiven Entwicklung der eigenen Offensive. Am Sonntag nahmen die russischen Truppen nach eigenen Angaben Metjolkine ein, einen Vorort der einstigen Großstadt.

Zudem sei im Gebiet Dnipropetrowsk ein Führungsgefechtsstand der ukrainischen Streitkräfte mit hochrangigen Offizieren durch einen Raketenangriff zerstört worden. „Durch den Schlag wurden mehr als 50 Generäle und Offiziere der ukrainischen Streitkräfte, darunter Generalstabsoffiziere und der Kommandostab des Truppenverbands „Kachowka“, der Luftlandetruppen und der Verbände vernichtet, die im Gebiet Mykolajiw und Saporischschja agieren“, sagte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow.

Ukrainischer Außenminister betont Kampfeswillen

Der ukrainische Außenminister Dmitro Kuleba betonte den Kampfeswillen seines Volkes. Die Ukraine würde auch im Falle eines Endes westlicher Waffenlieferungen den Kampf gegen Russland weiterführen. „Wenn wir keine Waffen erhalten, in Ordnung, dann werden wir mit Schaufeln kämpfen, aber wir werden uns verteidigen, denn dieser Krieg ist ein Krieg um unsere Existenz“, sagte Kuleba auf Englisch in der ARD-Talksendung „Anne Will“ am Sonntagabend.

„Je früher wir also Waffen erhalten, je früher sie gesendet werden, desto größer ist die Hilfe für uns. Wenn Waffen später geschickt werden, werden wir nach wie vor „Danke“ sagen, aber dann wird viel verspielt sein, viele Menschen werden gestorben sein.“

Das bringt der Tag

Der Krieg in der Ukraine und die Unterstützung für das von Russland angegriffene Land stehen im Mittelpunkt eines Gipfeltreffens und Wirtschaftsforums der Staaten der sogenannten Drei-Meeres-Initiative. Zu der 2015 von Polen und Kroatien ins Leben gerufenen Gruppe gehören zwölf EU-Staaten in Mittel- und Osteuropa zwischen Ostsee, Adria und Schwarzem Meer. Das zweitägige Treffen, das am Montag (13.00 Uhr) beginnt, findet in der lettischen Hauptstadt Riga statt.

In Luxemburg tagen derweil die EU-Außenminister. Auch bei diesem Treffen soll es maßgeblich um die jüngsten Entwicklungen in der Ukraine gehen.

(ahar/dpa)
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