Ukraine-Krise Kiew macht Moskau für Maidan-Blutbad verantwortlich

Kiew/Moskau · Die ukrainische Übergangsregierung hat ihre entmachteten Vorgänger und den russischen Geheimdienst für das Blutvergießen auf dem Unabhängigkeitsplatz in Kiew verantwortlich gemacht. Der gestürzte Präsident Viktor Janukowitsch habe den "kriminellen Befehl" für die tödlichen Schüsse Mitte Februar gegeben. Moskau wies die Anschuldigungen zurück.

Die Blogger vom Maidan
11 Bilder

Die Blogger vom Maidan

11 Bilder

Agenten des russischen FSB hätten bei der "Planung und Umsetzung des sogenannten Anti-Terror-Einsatzes" geholfen, sagte der ukrainische Sicherheitschef Valentin Naliwaitschenko an der Seite von Innenminister Arsen Awakow. Beide verwiesen aber darauf, dass die Scharfschützen nicht mit Sicherheit identifiziert werden könnten. Regierung und Opposition hatten sich gegenseitig die Schuld an der Gewalteskalation gegeben.

Moskau dementierte die Vorwürfe: "Mögen diese Anschuldigungen auf dem Gewissen des ukrainischen Sicherheitsdienstes lasten", sagte ein FSB-Sprecher. Außenminister Sergej Lawrow sagte auf einer Pressekonferenz, derlei Anschuldigungen würden durch "zahlreiche Beweise widerlegt".

Zwölf Mitglieder der Bereitschaftspolizei festgenommen

Außerdem wurden am Donnerstag zwölf Mitglieder der Bereitschaftspolizei Berkut festgenommen. Die Zugriffe seien am Mittwoch erfolgt, sagte ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft. Nach Angaben von Generalstaatsanwalt Oleg Machnizki gehörten die Festgenommenen der sogenannten "Schwarzen Einheit" an, einer Spezialeinheit der mittlerweile aufgelösten Berkut-Polizei.

Die Verdächtigen der "Schwarzen Einheit" hätten in Vernehmungen ausgesagt, sie hätten nur Waffen an Berkut-Mitglieder verteilt, damit sich diese gegen Angriffe von Demonstranten wehren könnten, sagte Vize-Generalstaatsanwalt Olexi Baganez. "Aber wir glauben ihnen nicht."

Fast 90 Menschen wurden auf dem Maidan getötet

Die dreimonatigen Proteste gegen Janukowitsch waren vom 18. bis zum 20. Februar eskaliert. Auf dem Maidan wurden fast 90 Menschen getötet. Viele der Leichen hatten Schusswunden, die auf Scharfschützen hindeuteten. Der ukrainischen Generalstaatsanwaltschaft zufolge wurden am Mittwoch zwölf Verdächtige der "Schwarzen Einheit" festgenommen - einer Spezialeinheit der mittlerweile aufgelösten Bereitschaftspolizei Berkut.

Moskau und das prorussische Lager in der Ukraine machten hingegen nationalistische ukrainische Gruppen für die tödlichen Angriffe verantwortlich, vor allem den rechtsextremistischen Prawy Sektor. Zwei Tage nach dem Blutbad war Janukowitsch gestürzt worden und nach Russland geflohen. Der ukrainische Übergangsregierungschef Arseni Jazenjuk sagte der BBC, Janukowitsch müsse sich wegen "Massenmords" verantworten. "Wir werden ihn vor Gericht bringen."

Estlands Außenminister vermutet radikale Oppositionskräfte hinter den Todesschüssen

Fragen bleiben dennoch offen: So hatte Estlands Außenminister Urmas Paet in einem Telefonat mit EU-Chefdiplomatin Catherine Ashton den Verdacht geäußert, radikale Oppositionskräfte könnten in die Todesschüsse verwickelt gewesen sein, um die Proteste anzuheizen. Auch der Europarat forderte eine neutrale Aufklärung.

(AFP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort