Ehefrau des Waffenexperte: Er fühlte sich verraten Kelly "noch nie so unglücklich" gesehen

London (rpo). Vor dem Kelly-Ausschuss hat am Montag die Ehefrau des Waffenexperten per Video-Zuschaltung ausgesagt. Janice Kelly berichtete, dass sich ihr Mann David vom Verteidigungsministerium verraten gefühlt habe. Sie habe ihren Mann nie so unglücklich erlebt wie kurz vor dem Selbstmord.

Die Witwe des britischen Waffenexperten David Kelly hat vor dem Untersuchungsausschuss in London am Montag schwere Vorwürfe gegen die Regierung erhoben. Ihr Mann habe sich vom Verteidigungsministerium "im Stich gelassen und betrogen gefühlt", sagte Janice Kelly (58). Trotz gegenteiliger Zusicherungen seiner Vorgesetzten sei der Name Kellys als Quelle für den umstrittenen BBC-Bericht zu den Irak-Waffen an die Presse gegeben worden. Die Tage zwischen der Veröffentlichung und dem Selbstmord ihres Mannes am 18. Juli nannte die Witwe einen "Albtraum". Ihre Aussagen wurden dem öffentlich tagenden Ausschuss über ein Audio-Link zugeschaltet.

Premierminister Tony Blair hatte in seiner Vernehmung am vergangenen Donnerstag die "volle Verantwortung" für die Namensnennung von Kelly übernommen. Ihm sei klar gewesen, dass der Name des Waffenexperten in dem heftigen Streit zwischen der Regierung und der BBC "früher oder später ohnehin herauskommen würde", hatte Blair erklärt. Verteidigungsminister Geoff Hoon hatte dagegen jede Verwicklung in den Prozess bestritten.

Noch nie so unglücklich

Aus dem Verteidigungsministerium, wo Kelly als Berater und Irak- Waffenspezialist beschäftigt war, habe es nach der Veröffentlichung seines Namens "keinerlei Unterstützung" für ihren Mann gegeben, sagte Kelly. Sie habe ihren Mann "noch nie so "unglücklich und aufgewühlt" gesehen wie an dem Tag, an dem er sich zu einem Waldspaziergang verabschiedete und nicht zurückkehrte.

In einem "Frage-und-Antwort-Spiel" war der Presse Anfang Juli der Name Kellys vom Verteidigungsministerium zugespielt worden. In dem BBC-Bericht war der Regierung vorgeworfen worden, in ihrem Waffendossier vom vergangenen September die Bedrohung durch die Massenvernichtungswaffen von Saddam Hussein absichtlich übertrieben zu haben.

Janice Kelly sagte aus, ihr Mann sei zu dem Zeitpunkt wegen seiner Pressekontakte vom Verteidigungsministerium bereits "gerügt" worden. Er habe sich danach Sorgen um seine Rente und die Abzahlung einer Hypothek auf das gemeinsame Haus gemacht. Professionell sei ihr Mann "in ein Loch gefallen". Noch im Mai dieses Jahres, kurz vor Ausbruch der Kontroverse, habe die Regierung erwogen, ihren Mann wegen seiner anerkannten Expertise als ehemaliger UN-Waffeninspekteur für eine Ehrung durch Königin Elizabeth II. vorzuschlagen, enthüllte Kelly.

Sie beschrieb, wie sie und ihr Mann Anfang Juli mit einem Anruf aus der Pressestelle des Ministeriums aufgeforderte wurden, wegen des zu erwartenden Presserummels "innerhalb von zehn Minuten" ihr Haus in Oxfordshire zu verlassen. "Er stand unter großem Stress und war furchtbar aufgewühlt", berichtete die Witwe. "Er hatte ein gebrochenes Herz und war in sich zusammengefallen."

Kellys Tochter, Rachel, sagte aus, ihr Vater sei bei der Erwähnung des Namens des Blair-Vertrauten Alastair Campbell "völlig zusammengezuckt". Es soll laut BBC Campbell gewesen sein, der das von den Geheimdiensten zusammengestellte Waffendossier nachträglich verschärfte. Campbell hatte am vergangenen Freitag seinen Rücktritt als Blairs PR-Chef bekannt gegeben.

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