Rede in Köln Kein Ende der Erdogan-Kritik in Sicht

München (RPO). Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan hält Deutschland in Atem. Nach seiner Rede vor 16.000 Türken in der Kölnarena am vergangenen Sonntag ebbt die Kritik an Erdogan nicht ab. Nun warf der saarländische Ministerpräsident Peter Müller (CDU) Erdogan Täuschung vor.

2008: Erdogans große Show in der Kölnarena
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Wenn Erdogan wirklich Integration wolle, dann hätte er seine Landsleute aufrufen sollen, ihre Frauen gleichberechtigt zu behandeln und die Grundlagen des gesellschaftlichen Zusammenlebens in Deutschland zu akzeptieren, erklärte Müller in der "Süddeutschen Zeitung".

Erdogan hatte am Sonntag zwar zur Integration aufgefordert. Er warnte aber zugleich vor Assimilation. Eine derartige Anpassung sei "ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit". Außerdem hatte er die Einrichtung türkischsprachiger Schulen und Universitäten in Deutschland ins Gespräch gebracht.

Der Vorsitzende des Bundestagsinnenausschusses, Sebastian Edathy (SPD), sagte, die Rede Erdogans sei nicht hilfreich für die Integrationsdebatte gewesen. "Wir brauchen keine türkischen Gymnasien in Deutschland, sondern mehr türkische Schüler in deutschen Gymnasien", sagte er dem Blatt.

Der bayerische Landtagspräsident Alois Glück (CSU) nannte es ein großes Problem für die Integration, dass die Entwicklung in Deutschland seit jeher stark von Ankara gesteuert werde. "Da gibt es vieles, das die Integration eher behindert als fördert", sagte Glück der Zeitung. Sein Eindruck sei, dass in Deutschland eine möglichst eigenständige Volksgruppe erhalten werden solle.

Die ehemalige Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (CDU) kritisierte, Erdogan habe die falschen Worte benutzt. "Mit der Warnung vor Assimilierung hat er einen Popanz aufgebaut", sagte sie. Es wolle doch hierzulande niemand, dass ein Mensch, der verschiedene Identitäten habe, diese auslösche. "Wir haben noch viel zu lernen miteinander - im Sprechen und im Verstehen", sagte Süssmuth zum deutsch-türkischen Zusammenleben.

(afp)
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