Kriegsverbrecherprozess in Den Haag Karadzic: Serbischer Kampf war "gerecht und heilig"

Den Haag (RPO). Der frühere Präsident der bosnischen Serben, Radovan Karadzic, hat im Kriegsverbrecherprozess in Den Haag jegliche Schuld am Bosnienkrieg zurückgewiesen. Die bosnischen Serben hätten sich nur gegen islamische Fundamentalisten verteidigt, die Bosnien nach dem Zerfall Jugoslawiens für sich beanspruchen wollten, sagte er am Montag in seiner ersten Erklärung vor dem UN-Tribunal.

Die muslimische Führung in Bosnien bezeichnete er als "intrigant und hinterhältig". Der 64-Jährige bestritt den Vorwurf, er habe die muslimische und die kroatische Bevölkerung vertreiben wollen. Das einzige Ziel der serbischen Bevölkerungsgruppe sei der Schutz ihres eigenen Lebens und Besitzes gewesen. "Unsere Sache ist gerecht und heilig", sagte er. Für seine Erklärung waren zwei Prozesstage angesetzt.

Nur selten ging Karadzic in seiner Erklärung auf spezifische Vorwürfe der Anklage ein. So bestritt er, dass die Serben Konzentrationslager eingerichtet hätten, um Nicht-Serben zu foltern und zu töten. Es habe sich vielmehr um "Sammellager" für Flüchtlinge gehandelt, die "nirgendwo hingehen konnten wegen all der Kämpfe ringsumher". Auch wies er den Vorwurf zurück, die Serben hätten während der Belagerung Sarajevos absichtlich einen Markt beschossen. Bei dem Angriff kamen 68 Menschen ums Leben.

"Karadzic in der Mitte Sarajevos aufhängen"

Der Prozess wurde in Bosnien im Fernsehen übertragen und löste bei Überlebenden der Kämpfe starke Gefühle aus. "Man sollte ihn zu uns nach Sarajevo zurückschicken, damit wir ihn hier in der Stadtmitte aufhängen können", sagte ein Markthändler, der damals von einer serbischen Granate verwundet wurde.

Karadzic muss sich in elf Anklagepunkten wegen Kriegsverbrechen, Völkermordes und Verbrechen gegen die Menschlichkeit während des Bosnien-Krieges von 1992 bis 1995 verantworten. Zu den Gräueltaten, die ihm zur Last gelegt werden, zählt das Massaker von Srebrenica, bei dem im Juli 1995 etwa 8000 muslimische Männer und Jungen ermordet wurden.

Karadzic war nach langer Flucht im Juli 2008 in Belgrad verhaftet worden. Mit ihm wollte das Tribunal eigentlich auch dessen früheren Militärchef Ratko Mladic zur Verantwortung ziehen, der aber weiter auf der Flucht ist. Mladic ist einer von nur noch zwei Verdächtigen, die vom Tribunal gesucht werden. Der andere ist der frühere Führer der serbischen Rebellen in Kroatien, Goran Hadzic.

(AFP/das)
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