Afghanistan Mindestens sieben Tote bei Anschlag in Kabul

Kabul · Ein Taliban-Kämpfer hat in der afghanischen Hauptstadt Kabul mindestens sieben Mitarbeiter eines Fernsehsenders mit in den Tod gerissen.

 Angespannte Sicherheitslage in Kabul.

Angespannte Sicherheitslage in Kabul.

Foto: dpa, ba moa

Der Selbstmordattentäter habe sein mit Sprengstoff beladenes Auto am Mittwoch in einen Kleinbus gerammt und zur Explosion gebracht, teilte die Polizei mit. Mindestens 25 weitere Menschen seien verletzt worden. Ziel des Anschlags, zu dem sich die radikalislamischen Taliban bekannten, war der populäre TV-Sender Tolo.

Der Attentäter sprengte sich der Polizei zufolge in der Nähe der russischen Botschaft auf einer viel befahrenen Hauptstraße im Westen Kabuls in die Luft. Der Anschlag richtete sich aber nicht gegen die diplomatische Vertretung, sondern gegen den privaten Fernsehsender Tolo.

"Bei dem Terroranschlag heute in Kabul haben wir sieben Mitarbeiter verloren", teilte Tolo im Kurznachrichtendienst Twitter mit. Wie ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP sagte, sollte der angegriffene Bus Mitarbeiter des Senders nach Hause bringen. Einige Mitarbeiter seien in dem Bus verbrannt, sagte ein Tolo-Mitarbeiter. Bei den Todesopfern handelte es sich demnach überwiegend um Grafik- und Tonmitarbeiter, die hinter den Kulissen arbeiteten.

Zu dem Anschlag bekannten sich die Taliban. Weitere Angriffe auf Tolo würden folgen, wenn der Sender nicht damit aufhöre, "bösartige Propaganda über die Taliban zu verbreiten".

Die Taliban hatten im Oktober verkündet, dass sie die Sender Tolo und 1TV wegen der angeblichen Verbreitung falscher Informationen als "militärische Ziele" betrachteten. Die Sender hatten über Vergewaltigungen berichtet, die die Taliban nach der kurzzeitigen Eroberung von Kundus im September verübt haben sollen.

"Der Feind der Menschlichkeit, des Friedens und des Islams hat unsere Kollegen zu Märtyrern gemacht, weil sie ihre Verbrechen aufgedeckt haben", sagte Tolo-Nachrichtenmoderator Fawad Aman. Die Angreifer würden aber niemals ihr "böses Ziel" erreichen, den Sender zum Schweigen zu bringen. Der afghanische Staatschef Aschraf Ghani schrieb bei Twitter, er verurteile diesen "barbarischen Angriff auf unsere mutigen Medienmitarbeiter".

Die Sicherheitslage in Kabul und weiten Teilen Afghanistans hat sich in den vergangenen Monaten weiter verschlechtert. In der Hauptstadt hatte sich erst Anfang Januar ein Selbstmordattentäter nahe des Flughafens in die Luft gesprengt, als ein Bundeswehrkonvoi vorbeifuhr. Zwei Bundeswehrsoldaten wurden dabei leicht verletzt. Bei einem weiteren Anschlag auf ein Wohnhaus für Ausländer wurden damals nach Angaben der Regierung mindestens 30 Menschen verletzt.

Wenige Tage zuvor waren bei einer Attacke der Taliban auf ein französisches Restaurant in Kabul zwei Menschen getötet worden. Um eine weitere Destabilisierung durch die Taliban zu verhindern, verlängert die Nato ihre Präsenz am Hindukusch. Die Bundeswehr ist an dem Einsatz mit bis zu 980 Soldaten beteiligt.

Beobachter vermuten, dass die Taliban mit ihren Angriffen größere Zugeständnisse in den derzeit laufenden Friedensverhandlungen erzwingen wollen. Nach einem ersten Treffen in Islamabad waren Vertreter aus Afghanistan, Pakistan, China und den USA am Montag in Kabul zu einer zweiten Verhandlungsrunde zusammengekommen, die zu neuen Friedensgesprächen mit den Taliban führen sollen. Die Islamistengruppe entsandte aber keine Delegation zu den Treffen.

(felt/AFP)
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