Amtseid abgelegt Juschtschenko an der Macht - mit großen Ambitionen

Kiew (rpo). Zum Abschluss der zweimonatigen Krise in der Ukraine ist der bisherige Oppositionsführer Viktor Juschtschenko als neuer Präsident vereidigt worden. Juschtschenko legte am Sonntag im Parlament den Amtseid ab. In seiner Rede auf dem Platz der Unabhägigkeit versprach er, der Opposition entgegenzukommen. Einen Plan zur Annäherung an Russland, das seinen Gegner unterstützte, hat Juschtschenko bereits.

2004: Chronik zur Polit-Krise in der Ukraine
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Bei der Vereidigung in der Werchowna Rada, der Nationalversammlung, legte Juschtschenko seine Hand auf die Verfassung und auf die Bibel. Einige Abgeordnete brachen danach in Juschtschenko-Sprechchöre aus. An der Zeremonie nahmen Gäste aus 42 Staaten teil, unter ihnen auch Bundestagspräsident Wolfgang Thierse.

In seiner Antrittsrede auf dem symbolträchtigen Platz der Unabhängigkeit versprach Juschtschenko vor mehreren hunderttausend Anhängern, die zuletzt tief gespaltene Ukraine wieder zu einen, dabei aber seinen pro-westlichen Kurs einzuhalten. "Unser Platz ist in der Europäischen Union", sagte er.

EU-Außenkommissarin Benita Ferrero-Waldner sprach von einem "historischen Wendepunkt". Die USA sagten der Ukraine ihre Unterstützung zu. "Dies ist ein großer nationaler Sieg", sagte Juschtschenko nach seiner Amtseinführung im Parlament. Das ukrainische Volk habe es geschafft, ehrliche Wahlen durchzusetzen. "Mein Sieg ist ein Sieg für alle Ukrainer", rief er später der jubelnden Menge auf dem ganz in Orange getauchten Platz der Unabhängigkeit zu. Die Wahl sei "ein Sieg der Freiheit über die Tyrannei, des Rechts über die Rechtlosigkeit, der Zukunft über die Vergangenheit" gewesen.

Juschtschenko lenkt ein

Er wolle allen Abgeordneten, Fraktionen und Parteivorsitzenden die Hand reichen, um gemeinsam auf eine reiche und demokratische Ukraine hinzuarbeiten. Die feierliche Zeremonie zur Amtseinführung, zu der internationale Gäste wie US-Außenminister Colin Powell und NATO-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer gekommen waren, wurde auf riesigen Leinwänden auf den Platz der Unabhängigkeit übertragen. Unter den Zuschauern auf dem Platz waren auch die bekanntesten Musiker, Sportler und Politiker des Landes.

Der in Deutschland lebende Box-Weltmeister Witali Klitschko, der schon im Herbst an mehreren Demonstrationen für Juschtschenko teilgenommen hatte, sagte, für die Ukraine bedeute dieser Tag in Schritt in die Zukunft. "Es ist das erste Mal, dass in der Ukraine ein Präsident demokratisch gewählt worden ist."

Bundesaußenminister Joschka Fischer (Grüne) gratulierte Juschtschenko von Berlin aus zur Amtseinführung. Das ukrainische Volk habe mit seinen friedlichen und mutigen Protesten ein hohes Maß an Verantwortung, Bürgersinn und zivilgesellschaftlicher Reife bewiesen. Die Bundesregierung werde die Ukraine auf ihrem weiteren Reformweg begleiten und unterstützen.

Auch Powell sagte, sein Land wolle Juschtschenko helfen. "Wir wollen ihm so viel Unterstützung geben, wie wir nur können." US-Präsident George W. Bush hatte dem neuen Staatschef bereits am Tag vor dessen Amtseinsetzung telefonisch seine Glückwünsche ausgesprochen.

Juschtschenko wird bereits am Montag einen Antrittsbesuch in Moskau machen, um sein angespanntes Verhältnis zu Russland wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Die russische Führung hatte Juschtschenkos Gegenkandidaten Viktor Janukowitsch im Wahlkampf massiv unterstützt. Am Dienstag startet der neue Präsident dann zu einer viertägigen Europa-Reise.

(ap)
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