Porträt José Manuel Barroso: Als Chef der EU-Kommission umstritten
José Manuel Barroso: Der Portugiese wurde 2004 Chef der EU-Kommission - und wurde 2009 für eine zweite Amtszeit gewählt. Dabei war meistens umstritten.
Barrosos Anpassungsfähigkeit zieht sich wie ein roter Faden durch seine Biographie. Heute Mitglied der liberal-konservativen Partido Social Democrata (PSD) Portugals, engagierte sich Barroso in seiner Jugend bei der marxistisch-leninistischen Studentenvereinigung, die 1974 den Sturz der faschistischen Diktatur mit herbeiführte.
Als Pluspunkte gelten Barrosos fließendes Englisch und sein nahezu perfektes Französisch. Unter deutschem EU-Vorsitz vor zwei Jahren lernte der Jurist sogar ein paar Brocken Deutsch für seine "gute Freundin", Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU).
Kritiker monieren Barrosos Farblosigkeit und die Flexibilität in seinen politischen Standpunkten. Auf dem Azorengipfel 2003 schwor er beispielsweise als Gastgeber US-Präsident George W. Bush Treue für den geplanten Irak-Angriff. Heute wirbt Barroso für einen "New Deal" mit Barack Obama.
Auch der Vorsitzende der sozialdemokratischen Fraktion im EU-Parlament, Martin Schulz, kritisiert die servile Art Barrosos: "Niemand ist ja dienstfertiger gegenüber den Ministerpräsidenten als dieser Kommissionspräsident", kritisierte Schulz. Und Grünen-Fraktionschef Daniel Cohn-Bendit bezeichnete den Kommissionspräsidenten unlängst als "Chamäleon", das sich stets seinem jeweiligen politischen Umfeld anpasse.
Dabei hat Barroso als Kommissionschef eine gewisse Machtfülle: Die mächtige EU-Behörde verhängt Millionenstrafen gegen Konzernriesen wie Microsoft und kann, wie im Fall der Karstadt-Mutter Arcandor, das Aus einer Traditionsfirma besiegeln.
Die Amtszeit des 53-Jährigen läuft jetzt bis zum Juni 2014.
"Niemand mag ihn wirklich", sagt ein Diplomat. "Aber er ist unvermeidlich."