Ältester Ex-Präsident aller Zeiten Jimmy Carter wird 95 – und baut Häuser für die Armen

Atlanta · Carter ist trotz seines Alters immer noch sozial engagiert. Er und seine Frau Rosalynn wollen in dieser Woche nach Nashville reisen, um beim Bau von Häusern für Habitat for Humanity zu helfen.

 Jimmy Carter mit seiner Frau Rosalynn.

Jimmy Carter mit seiner Frau Rosalynn.

Foto: AP/John Amis

Der frühere US-Präsident Jimmy Carter hat am Dienstag seinen 95. Geburtstag gefeiert. Er ist der erste frühere Regierungschef der USA, der so alt geworden ist. Carter ist trotz seines Alters noch sozial engagiert. Er und seine Frau Rosalynn Carter wollen noch in dieser Woche nach Nashville im US-Staat Tennessee reisen, um beim Bau von Häusern für die Non-Profit-Organisation Habitat for Humanity zu helfen.

Carter hat vor kurzem eingeräumt, dass er Probleme beim Gehen habe. Im Mai hatte er eine Hüfte ersetzt bekommen. Er unterrichtet noch immer die Sonntagsschule in der Maranatha Baptist Church in Plains im US-Staat Georgia, wo er wohnt. 2015 überlebte Carter ungeachtet einer schweren Diagnose eine Krebserkrankung. Im Frühjahr wurde er zum ältesten früheren US-Präsidenten. Er war von 1977 bis 1981 im Amt. Rosalynn Carter ist 92 und eine der ältesten früheren First Ladys der USA. Das Paar ist seit 73 Jahren verheiratet.

Carter hat sich stolz darauf geäußert, dass die USA während seiner Amtszeit in keinen Krieg im Ausland involviert waren. Bei seinem jährlichen Bericht im Carter Center in September sagte er, er wolle „die gesamte Welt im Frieden halten“.

„Die Vereinigten Staaten sind zutiefst dazu geneigt, in den Krieg zu ziehen“, sagte Carter. Präsidenten befeuerten das, unter anderem, weil Oberkommandierende aus Kriegszeiten zu „einem Helden“ gemacht würden. Carter ist ein Absolvent der Marineakademie und Veteran des Zweiten Weltkriegs.

Carter verwies darauf, dass das von ihm und Rosalynn 1982 eröffnete Carter Center in Atlanta „niemals öffentlich eine Meinung“ zu einzelnen Kriegen geäußert habe. „Dies ist in erster Linie meine Schuld“, sagte Carter. Er wolle, dass das Zentrum entschiedener bei Fragen des Kriegs weltweit auftrete, auch bei „Kriegen der Vereinigten Staaten“. Das Carter Center könnte „konstruktive Kritik an der Regierung der Vereinigten Staaten“ üben, „ohne deswegen parteiisch zu sein“, sagte er.

Carter ist Christ und hat seine Einstellungen zum Krieg manchmal mit seinem Glauben zusammengeführt. Carter verwies darauf, dass Jesus in der Bibel als „Friedensfürst“ beschrieben wird. Im September betonte er die wirtschaftlichen Folgen von Krieg.

Carter hat bislang keinem der Bewerber um die Präsidentschaftsnominierung der Demokratischen Partei 2020 seine Unterstützung zugesagt. Er sagte aber, es wäre „eine Katastrophe“, wenn US-Präsident Donald Trump wiedergewählt würde. Er werde bei den Wahlen 2020 „Demokratisch“ wählen. Carter hat verraten, dass er bei den Vorwahlen 2016 für Bernie Sanders gegen Hillary Clinton gestimmt habe. Diesmal hat er die Demokraten gewarnt, nicht zu weit links zu wählen. Eine Unterstützung eines staatlichen Krankenversicherungssystems könnte die Partei Stimmen bei gemäßigten und unabhängigen Wählern kosten, sagte Carter. Das schien Sanders und die Präsidentschaftsbewerberin Elizabeth Warren auszuschließen.

Carter sagte aber, er würde gerne eine Frau als Präsidentin erleben. Er hätte es mit 80 Jahren nicht geschafft, Pflichten als Präsident zu erfüllen, sagte er. Das schien eine Abfuhr an Sanders, den früheren Vizepräsidenten Joe Biden und Warren zu sein. Sanders ist 78, Biden ist 76 und Warren ist 70. Zwei Außenseiterbewerber scheinen Kriterien für eine Wahl von Carter zu haben: Der 37-jährige Bürgermeister Pete Buttigieg aus South Bend im US-Staat Indiana und die Senatorin Amy Klobuchar aus dem US-Staat Minnesota. Klobuchar steht Carters Vizepräsident Walter Mondale nahe, der ebenfalls aus Minnesota kommt. Buttigieg und Klobuchar haben beide Carter als Präsidentschaftsbewerber besucht.

Carter äußerte zwar seine Absicht, bei den Wahlen im November 2020 zu wählen. Doch hat er auch den Realismus einer Person über 90. Carter verwies darauf, dass er häufig gesagt habe, dass er so lange leben wolle, um das Ende einer Parasiteninfektionskrankheit zu verkünden, die auf schlechtes Trinkwasser zurückgeführt wird. Als das Carter Center 1986 mit einem Programm gegen die Guinea-Wurm-Krankheit anfing, gab es 3,5 Millionen Fälle in 21 Ländern. 2018 gab es noch 28 Fälle weltweit. Carter äußerte 2019 Enttäuschung darüber, dass die Krankheit unter Hunden ausgebrochen sei.

Carter hatte für seinem Geburtstag keine öffentlichen Feierlichkeiten geplant.

(dpa)
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