Bomben an Bushaltestelle Toter und Verletzte bei Explosionen in Jerusalem
Tel Aviv · Bei Explosionen im Großraum Jerusalem sind mindestens ein Mensch getötet und 18 weitere verletzt worden. Seit März sind bei einer Terrorwelle in Israel 18 Menschen getötet worden.
Bei zwei Explosionen in Jerusalem sind am Mittwoch ein 15-jähriger Schüler getötet und 18 Menschen verletzt worden. Der erste mutmaßliche Sprengsatz ging bei einer Bushaltestelle am Stadtrand hoch, der zweite detonierte eine halbe Stunde später in der Siedlung Ramot im Norden Jerusalems.
Die Polizei teilte mit, es handele sich vermutlich um palästinensische Anschläge. Der scheidende Ministerpräsident Jair Lapid sagte: „Sie können fliehen, sie können sich verstecken - wir werden sie mit vollstem Umfang des Gesetzes bestrafen.“ Bei dem Todesopfer handelte es sich, wie Polizei und kanadische Botschaft bestätigten, um einen 15-jährigen Jugendlichen mit israelischer und kanadischer Staatsbürgerschaft. Er sei auf dem Weg in die Schule gewesen.
Erste Ermittlungsergebnisse deuteten nach Angaben der Polizei darauf hin, dass Sprengsätze an den beiden Explosionsorten platziert wurden. Die zwei Detonationen ereigneten sich zur Hauptverkehrszeit. Die Polizei riegelte einen Teil einer Straßenverbindung aus der Stadt heraus ab, wo sich die erste Explosion ereignete. Videoaufnahmen vom Zeitpunkt kurz nach der Detonation zeigten auf dem Bürgersteig verstreute Trümmer. Krankenwagensirenen waren zu hören. Ein Bus in Ramot wies deutliche Spuren auf, etwa an der Frontscheibe, die wie Schrapnelleinschläge aussahen.
Die US-Botschaft in Jerusalem verurteilte die Gewalt, ebenso der EU-Botschafter in Israel, Dimitar Zantschew.
Die offensichtlichen Attacken fallen in eine Zeit hoher israelisch-palästinensischer Spannungen. Israel unternimmt seit Monaten Razzien im besetzten Westjordanland - ausgelöst von einer Reihe tödlicher Attacken auf Israelis, bei denen im Frühjahr 19 Menschen starben. Mindestens sieben weitere Israelis wurden bei palästinensischen Attacken in den vergangenen Wochen getötet. Auseinandersetzungen zwischen israelischen Sicherheitskräften und Palästinensern kosteten im Westjordanland und Ostjerusalem in diesem Jahr zudem mehr als 130 Palästinenser das Leben.
Derzeit führt der frühere Ministerpräsident Benjamin Netanjahu nach den Parlamentswahlen Koalitionsgespräche, die dazu führen könnten, dass Israel die am weitesten rechts stehende Regierung seit der Staatsgründung bekommt.
Itamar Ben-Gwir, ein extremistischer Abgeordneter, hat die Todesstrafe für palästinensische Angreifer gefordert. Er könnte in einer neuen Regierung Netanjahus als Minister für die Polizei verantwortlich werden. Die Attacke bedeute, dass Israel eine härtere Haltung gegenüber palästinensischen Angreifern einnehmen müsse, erklärte er. „Wir müssen dem Terror einen Preis abverlangen“, sagte er am Schauplatz der ersten Explosion. „Wir müssen dahin zurückkehren, die Kontrolle in Israel zu haben, die Abschreckung gegen Terror wieder herzustellen.“