Israel Gummigeschosse verletzen Dutzende Palästinenser in Ost-Jerusalem

Jerusalem · Am letzten Freitag des Ramadan ist es auf dem Jerusalemer Tempelberg zu schweren Auseinandersetzungen zwischen Palästinensern und der israelischen Polizei gekommen. Die USA riefen Israel zur Deeskalation auf.

 Israelische Polizisten und Palästinenser auf dem Gelände der Al-Aksa Moschee in Jerusalem.

Israelische Polizisten und Palästinenser auf dem Gelände der Al-Aksa Moschee in Jerusalem.

Foto: AFP/AHMAD GHARABLI

Bei schweren Auseinandersetzungen zwischen Palästinensern und der israelischen Polizei in Ost-Jerusalem sind am Freitag fmindestens 178 Palästinenser und sechs Polizisten verletzt worden. Mehrere Tausend Demonstranten standen Hunderten von Bereitschaftspolizisten gegenüber. Die Polizei ging gegen die protestierende Menge mit Gummigeschossen und Blendgranaten vor. Die Protestierer bewarfen die Einsatzkräfte mit Steinen und Feuerwerkskörpern.

Der palästinensische Rote Halbmond erklärte, bei den Auseinandersetzungen auf dem Tempelberg seien dutzende Palästinenser durch Gummigeschosse der Polizei verletzt worden. Auch in anderen Teilen der Stadt gab es gewaltsame Zusammenstöße, wie AFP-Reporter berichteten. Der Rote Halbmond sprach von Dutzenden verletzten Palästinensern, mindestens 88 von ihnen mussten ins Krankenhaus gebracht werden. Die Hilfsorganisation richtete am Tempelberg ein Feldlazarett ein.

Am letzten Freitag des islamischen Fastenmonats Ramadan hatten sich tausende Gläubige auf dem Tempelberg zum Gebet versammelt. Dort befindet sich die Al-Aksa Moschee. Nach Angaben der israelischen Polizei, welche die Zugänge zu dem Areal bewacht, wurden die Beamten anschließend von Randalierern mit Steinen, Flaschen und Feuerwerkskörpern beworfen.

Über der Altstadt stieg Rauch auf, dutzende Schüsse waren zu hören. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas machte die israelische Regierung für die Unruhen verantwortlich und bezeichnete die Demonstranten als "Helden". Die USA äußerten sich "tief beunruhigt" über die Lage in Jerusalem. Das Außenministerium rief zur "Deeskalation" auf und warnte vor Schritten, die zur Verschärfung der Situation führen könnten. Das Ministerium bezog sich dabei auf Zwangsräumungen und Israels Siedlungsaktivitäten.

Seit Ramadan-Beginn und der Verschiebung der palästinensischen Parlamentswahl war es wiederholt zu Spannungen und Gewalt im Westjordanland und im Ostteil Jerusalems gekommen. Als Auslöser für die Unruhen in Jerusalem galt zunächst Zorn der Palästinenser über Sperrmaßnahmen der israelischen Polizei im Bereich der Altstadt während des Ramadan.

Zuletzt verschärfte ein Konflikt um mögliche Räumungen von palästinensischen Familien im Viertel Scheich Dscharrah die Spannungen. Das Land, auf dem sie leben, wird von jüdischen Siedlern beansprucht. Am Montag hat das oberste israelische Gericht eine Anhörung in dem Rechtsstreit zwischen den Siedlern und den palästinensischen Familien angesetzt. Israelische Sicherheitskräfte hatten am Freitagvormittag einen Anschlag auf einen Stützpunkt im Norden des Westjordanlandes verhindert. Zwei Angreifer wurden getötet.

Der Status Jerusalems ist eine der zentralen Streitfragen im Nahost-Konflikt. Israel beansprucht Jerusalem als „ewige und unteilbare Hauptstadt“ für sich. Die Palästinenser halten ihrerseits an ihrem Anspruch auf Ost-Jerusalem als Hauptstadt fest.

Zuletzt hatten sich im August 2019 gewaltsame Auseinandersetzungen mit mehreren Verletzten auf dem Tempelberg ereignet. Der Tempelberg ist eine heilige Stätte nicht nur des Islam, sondern auch des Judentums und des Christentums.

(peng/AFP/dpa/Reuters)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort