Generalsekretär Jens Stoltenberg "Nato wird 500 mal pro Monat Opfer von Cyberattacken"

Berlin · Nach Angaben von Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat die Zahl der Cyber-Angriffe auf die Nato deutlich zugenommen. Hauptangreifer sind demnach "staatliche Institutionen anderer Länder".

 Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg.

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg.

Foto: ap

"Nach unseren neuesten Erhebungen gab es im vergangenen Jahr pro Monat durchschnittlich 500 bedrohliche Cyberangriffe auf Einrichtungen der Nato, die ein intensives Eingreifen von Seiten unserer Experten erforderlich machten", sagte Stoltenberg der "Welt". Das sei ein Anstieg von 60 Prozent gegenüber dem vergangenen Jahr.

Die meisten dieser Angriffe gingen "nicht von Privatpersonen" aus, sondern würden "von staatlichen Institutionen anderer Länder gesponsort", sagte Stoltenberg. Dies sei aus dem großen Ressourcenaufwand klar ersichtlich. "Ich bin äußerst besorgt über diese Entwicklung. Cyberabwehr wird beim nächsten Nato-Gipfel eine wichtige Rolle spielen. Wir müssen unsere Anstrengungen auf diesem Gebiet weiter verstärken", sagte der Nato-Chef.

Cyberangriffe seien potenziell sehr gefährlich, weil sie beispielsweise der Energie- und Gesundheitsversorgung und anderen kritischen Infrastrukturen schaden können, fügte Stoltenberg hinzu. "Zudem können sie der Verteidigungsbereitschaft der Nato schaden und unsere bewaffneten Truppen bei ihrer Arbeit beeinträchtigen können. Alle militärischen Aktivitäten basieren ja heute auf der Übertragung von Daten. Wenn das nicht funktioniert, kann großer Schaden entstehen." Cyberangriffe von einer bestimmten Größenordnung könnten darum einen Bündnisfall nach Artikel 5 auslösen.

Der ehemalige norwegische Ministerpräsident zeigte sich zudem besorgt über mögliche Datenmanipulationen bei Wahlkämpfen: "Der Nato liegen Berichte von verschiedenen Regierungen aus Mitgliedstaaten vor, die befürchten, dass Hacker versuchen werden, sich in nationale Wahlkämpfe einzumischen. Damit würden sie die Demokratie unterminieren." Seit einiger Zeit biete die Nato allen Bündnismitgliedern Krisenteams an, die ihnen helfen, ihre Netze besser zu schützen.

(felt/AFP)
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