US-Botschaft in Sanaa wieder geöffnet Jemen startet Großoffensive gegen Al Qaida

Sanaa (RPO). Der Jemen hat offenbar eine groß angelegte Offensive mit tausenden Sicherheitskräften gegen die Extremistengruppe Al Qaida gestartet. Bei Hausdurchsuchungen seien bereits fünf Al Qaida-Kämpfer festgenommen worden, verlautete am Dienstag aus Sicherheitskreisen. Unterdessen haben die USA ihre geschlossene Botschaft wieder geöffnet.

Jemen: Einblicke in ein unbekanntes Land
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Die Offensive in der Hauptstadt Sanaa sowie in den Provinzen Schabwa und Maarib dauere an, sagte eine Person, die anonym bleiben wollte, der Nachrichtenagentur Reuters. Auch in der südlichen Provinz Abjan gehe die Suche nach Extremisten weiter.

Mutmaßliche Terroristen würden "rund um die Uhr überwacht und verfolgt, täglich werden von ihnen genutzte Verstecke ausgehoben". Das Ministerium betonte, Jemens Sicherheitskräfte seien voll und ganz in der Lage, die Sicherheit der ausländischen Vertretungen in Sanaa zu gewährleisten. "Alle Botschaften, diplomatische Vertretungen und ausländische Firmen sind in Sicherheit und nicht von Terroristen bedroht", hieß es in der Erklärung.

US-Botschaft wieder geöffnet

Die wegen Anschlagsdrohungen geschlossene US-Botschaft im Jemen hat am Dienstag wieder ihre Pforten geöffnet. Der Schritt folge auf einen "erfolgreichen Einsatz" jemenitischer Sicherheitskräfte im Norden der Hauptstadt Sanaa, hieß es in einer Mitteilung der Botschaft.

Die US-Botschaft in Sanaa erklärte am Dienstag, die Gefahr von Anschlägen auf US-Einrichtungen bleibe erhöht. Angesichts der Drohungen des Terrornetzwerks Al Qaida blieb die französische Botschaft geschlossen, die britische Vertretung nahm ihre Arbeit wieder auf, blieb allerdings für Besucher gesperrt.

Die US-Regierung habe den jemenitischen Sicherheitskräften für ihren Einsatz gedankt, hieß es in der Mitteilung der US-Botschaft. Die USA hatten schon vor dem Anschlagsversuch am Weihnachtstag ihre militärische und zivile Unterstützung für den Jemen ausgebaut, einem Zeitungsbericht zufolge bilden US-Experten seit einem Jahr jemenitische Anti-Terrorismus-Einheiten aus.

Die Regierung des Jemen betonte derweil ihr entschlossenes Vorgehen gegen Terrorismus und versicherte, die Sicherheitkräfte hätten die Lage im Griff. US-Außenministerin Hillary Clinton hatte am Montagabend gewarnt, die "Instabilität" des Jemen sei eine Bedrohung für die "regionale und die weltweite Stabilität".

Al Qaida hatte sich zu einem Anschlagsversuch auf ein US-Flugzeug am ersten Weihnachtstag bekannt. Der 23-jährige Nigerianer, der sich mit dem Flugzeug in die Luft sprengen wollte, hatte sich auch in einem Trainingslager im Jemen aufgehalten.

Trotz der anderslautenden jemenitischen Versicherungen bleiben internationale Regierungen und Experten besorgt, dass der Jemen zu einer neuen Drehscheibe des internationalen Terrorismus und einem Unterschlupf für Al Qaida werden könnte. Während Clinton vor globaler Instabilität warnte, waren bei Jemens Präsident Ali Abdallah Saleh zwei saudiarabischen Emissäre zu Gast, darunter der Chef der saudiarabischen Terrorismusbekämpfung. Sie versicherten, Jemens Sicherheit sei "integraler Bestandteil der Sicherheit Saudi-Arabiens", wie Medien berichteten.

Ein Vorschlag des britischen Premierministers Gordon Brown, das Problem der jemenitischen Sicherheitslage auf einer eigenen Konferenz zu erörtern, wurde von UN-Generalsekretär Ban Ki Moon positiv aufgenommen. Die Konferenz soll laut Brown "parallel" zur Ende Januar in London geplanten Afghanistan-Konferenz stattfinden.

Die internationale Sorge um den Jemen kommt aber nach Einschätzung des deutschen Terrorismusexperten Guido Steinberg zu spät. Steinberg kritisierte in einem Gespräch mit dem "Kölner Stadtanzeiger", "dass die USA und Europa immer nur dann entschlossen auf Gefahren reagieren, wenn diese schon so groß sind, dass sie auch in der westlichen Öffentlichkeit registriert werden".

(AFP/felt)
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